28. Braunauer Zeitgeschichte-Tage: „geachtet – geächtet“

27. bis 29. September im Gugg – Kulturhaus Stadt Braunau


Die 28. Braunauer Zeitgeschichte-Tage von 27. bis 29. September 2019, veranstaltet vom Verein für Zeitgeschichte Braunau, beschäftigen sich unter dem Titel „geachtet – geächtet“ mit Kunst und KünstlerInnen, ihren Höhenflügen und Abstürzen in der öffentlichen oder auch veröffentlichten Wahrnehmung. Dazu gehören natürlich nicht nur politische Vereinnahmung und die mit dem Wechsel politischer Verhältnisse einhergehende Änderung der Beurteilung, sondern auch die Frage der Beziehung von Kunstwerk, KünstlerIn und Moral – weit über die #MeToo-Debatte hinaus.

Der Bogen der Beiträge von in- und ausländischen Fachleuten spannt sich von der prinzipiellen Frage, ob bei der Bewertung eines Kunstwerkes negativ konnotierte Einstellungen oder Handlungsweisen der Person, die es schuf, tendenziell oder gar prinzipiell zu ignorieren seien, über die Rolle von Kunstschaffenden in Diktaturen bis hin zu einem Überblick über Ausstellungen und Ausstellende 1943/44 in der Braunauer „Galerie in des Führers Geburtshaus“.
Bereits am 26. September 2019 wird der NS-Propagandafilm „Kolberg“ gezeigt, kommentiert von Filmwissenschafterin Dr. Rosemarie Killius, die auf die Biografien von Hauptdarstellern und des Regisseurs eingeht. Fritz Curzon spricht über seine Eltern, die weltberühmte Sängerin Maria Cebotari und den Schauspieler Gustav Diessl, einen der Hauptdarsteller in „Kolberg“.


Ausstellung zur „Galerie in des Führers Geburtshaus“

Nachdem Martin Bormann im Mai 1938 die gesamte Liegenschaft erworben hatte, begann sofort die Diskussion über die Nutzung insbesondere des Hauses Salzburger Vorstadt 15 (nunmehr Adolf Hitler-Straße 15), dem als Geburtshaus von Adolf Hitler eine besondere Bedeutung zukam: Zuerst wollte man das Haus in den Zustand von Hitlers Geburtsjahr 1889 zurückversetzen, bald wurden aber die rückwärtigen Nebengebäude abgetragen, um einen größeren Platz für Aufmärsche zu schaffen und einen besseren Blick auf das mittlerweile unter Denkmalschutz gestellte Geburtshaus zu eröffnen. Hitler selbst, so berichteten Medien, wollte das Haus für Kanzleien nutzen lassen. Auf wessen Initiative der aufwändige Umbau in ein Kulturzentrum mit Volksbücherei und Ausstellungsräumen erfolgte, ist unklar. Jedenfalls fand am 18. April 1943 die „Eröffnung des Geburtshauses des Führers“ statt. Bis Ende August 1944, als die Verfügung „neuer Maßnahmen für den totalen Krieg“ das Ende jeglicher Ausstellungen bedeutete, gab es eine rege Ausstellungstätigkeit

Egon Ranshofen-Wertheimer-Preis

Seit 2007 verleihen die Stadt Braunau und der Verein für Zeitgeschichte den Egon Ranshofen-Wertheimer-Preis. Mit diesem nach dem Journalisten, Politikwissenschafter und Diplomaten Egon Ranshofen-Wertheimer (1894 – 1957) benannten Preis werden Personen(gruppen) für ihre Verdienste um das Ansehen der Republik Österreich im Ausland gewürdigt. Heuer werden zwei besondere Initiativen ausgezeichnet: Der Egon Ranshofen-Wertheimer-Preis 2019 wird an Dr. Regina Watschinger, Linz, stellvertretend für ihren verstorbenen Onkel Dr. Herbert Watschinger und damit stellvertretend für alle verliehen, die aus eigener Initiative soziale und karitative Grundlagenarbeit in Ländern der ehemals sogenannten „Dritten Welt“ geleistet haben. Der Egon Ranshofen-Wertheimer-Sonderpreis 2019 geht an die Initiative Eine Welt Braunau, die seit 1978 Projekte der Entwicklungszusammenarbeit in Afrika und Lateinamerika unterstützt.