„Aufklärung 2.0“

Studierende arbeiten mit Ernst Ulrich von Weizsäcker an nachhaltiger Entwicklung

15.6.2020


Was ist wirklich wichtig für eine nachhaltige Zukunft? Wie gehen wir sie aufgeklärt an mit neuen Ansätzen für unsere Bildung, unser Handeln, unser gesellschaftliches Miteinander? Der Aktionstag „Aufklärung 2.0: Wir sind dran“, der in Kooperation mit der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) am 22. Juni an der Universität Passau und am 24. Juni an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) stattfindet, will für diese Zukunftsfragen sensibilisieren und Interessierte aller Generationen zum virtuellen Diskurs einladen. Zu Gast sind u. a. der Ehrenpräsident des Club of Rome, Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, und der Klimaexperte Prof. Dr. Hartmut Graßl.


Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker.
Foto: VDW/Schoelzel

In einer „vollen“ Welt mit knapp acht Milliarden Menschen braucht es eine „neue Aufklärung“ – unter anderem, weil die Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert für eine „leere“ Welt konzipiert wurde, in der die Weltbevölkerung gerade eine Milliarde betrug und weitgehend intakte Ökosysteme deren Einfluss noch eher kompensieren konnten. Heute brauchen wir eine Ethik und entsprechende Handlungsparadigmen für die „volle Welt“, die in vielen Bereichen in Schieflage geraten ist. Ein massiver Wandel der relevanten Systeme ist erforderlich. Die Umsetzung dieser „neuen Aufklärung“ fordert Ernst Ulrich von Weizsäcker als Hauptautor des großen Berichts des Club of Rome unter dem Titel „Wir sind dran – Was wir ändern müssen, wenn wir bleiben wollen – Eine neue Aufklärung für eine volle Welt“.

Dieses Werk zu nachhaltiger Entwicklung bildet den inhaltlichen Hauptorientierungspunkt der Aktionstage „Aufklärung 2.0“, die Anfang des Jahres an der Hochschule Koblenz begonnen haben und nun in Passau (22.06.) und Eichstätt (24.06.) ihre Fortsetzung finden. Weitere Aktionstage folgen an der HAW Hamburg sowie der Hochschule Emden/Leer statt.

Damit wird ein Konzept umgesetzt, das unter der Federführung von Prof. Dr. Ulrich Bartosch, Beiratsvorsitzender der VDW und Präsident der Universität Passau, im vergangenen Jahr entstanden ist: Bartosch leitet zudem an der Katholischen Universität seit mehreren Jahren das Projekt „Laudato Si‘“, das mit der VDW die gleichnamige Enzyklika von Papst Franziskus als Impuls für eine Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit reflektiert. „Wir wollen unsere Hochschulen als Raum des gemeinsamen Zukunftsdenkens für Studierende und Lehrende neu beleben. Dazu gehört die kritische Reflexion der Möglichkeiten und der Verantwortung von Wissenschaft“, so Bartosch. Die beteiligten Universitäten schaffen dafür offene, interdisziplinäre und transformative Räume, um mit Studierenden, Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sowie Interessierten aller Generationen den Dialog über nachhaltige Lösungen zu führen.

Im Wettlauf mit dem Klimawandel, globalen Gesundheitskrisen und gesellschaftlichen Brüchen stellen sich die Studierenden an den Hochschulen den drängenden Fragen unserer Zeit: Wie ist auf diese großen globalen Krisen zu reagieren, die die gesamte Gesellschaft betreffen? Wie kann eine nachhaltige Entwicklung gelingen? Wie bringt man das eigene Umfeld und die gesellschaftlichen Teilbereiche wieder mehr in Balance? Bereits im Vorfeld der Aktionstage haben sich Studierende beider Universitäten unter Anleitung ihrer Dozierenden und externer Expertinnen und Experten mit diesen Fragen auseinandergesetzt und dabei die Impulse einer Aufklärung 2.0 für eine nachhaltige Entwicklung aufgegriffen. An den Aktionstagen werden sie in virtuellen Workshops, Denkwerkstätten und Dialogforen Lösungsansätze für eine nachhaltige Zukunft erarbeiten und im direkten Dialog mit Professor von Weizsäcker, Professor Graßl und weiteren Referentinnen und Referenten diskutieren. Neben dem Fokus auf die Nachhaltigkeitskrise wird auch der Bezug zur aktuellen Corona-Krise hergestellt, da Klima- und Corona-Krise viele gemeinsame Ursachen haben.

Die Aktionstage umfassen an beiden Standorten neben einem Programm für Studierende auch einen öffentlichen Teil.

Das Programm an der Universität Passau

Die Passauer Studierenden werden ihre Ergebnisse am Vormittag des Aktionstages einem Panel von Fachleuten, bestehend aus Prof. Dr. Thomas Pleil, Professor für Public Relations an der Hochschule Darmstadt, der Geschäftsführerin der VDW Dr. Maria Reinisch sowie Prof. Dr. Eric Mührel, Professor für Professionsspezifische und ethische Grundlagen Sozialer Berufe der Hochschule Koblenz, präsentieren und ihre Themen im gemeinsamen Austausch sowie drei Impulsvorträgen vertiefen.

Um 12:30 Uhr wird Professor von Weizsäcker in seiner öffentlichen Keynote Kernthesen und -appelle des Club-of-Rome-Reports referieren und mit dem zugeschalteten Publikum diskutieren. Um 18 Uhr wird Professor Graßl ebenfalls eine öffentliche Keynote zum Klimawandel halten und anschließend zur Diskussion zur Verfügung stehen.

Im Zeitfenster zwischen 16 und 18 Uhr steht für Interessierte aller Altersgruppen ein zusätzliches virtuelles Format zur Verfügung: Sie können sich im virtuellen „Ok-Boomer-Café“ treffen, um über das Thema intergenerationale Gerechtigkeit zu diskutieren. Besonders eingeladen sind studentische Hochschulgruppen sowie Schülerinnen und Schüler. „Mit der Frage nach Nachhaltigkeit entstehen auch Fragen der intra- und intergenerationalen Gerechtigkeit. Zum einen gilt es, die heutigen Generationen dazu zu bringen, bei der Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Ebenso lässt sich an intergenerationale Zusammenarbeit denken“, erläutert Präsident Bartosch.

Am Nachmittag des Aktionstages findet außerdem ein nichtöffentliches Vernetzungstreffen für alle beteiligten VDW-Hochschulen statt. Thematischer Fokus des Vernetzungstreffens der VDW-Hochschulen liegt auf Chancen und Herausforderungen der nachhaltigen und digitalen Hochschullehre. Ziel des Vernetzungstreffens ist zudem der Erfahrungsaustausch über den VDW-Aktionstag und die Planung weiterer Aktionstage. Begleitet werden alle Programmpunkte vom Organisations- und Moderationsteam der Universität Passau, Vizepräsidentin Prof. Dr. Christina Hansen, Dr. Stefanie Wehner und Benjamin Heurich.


Die beiden Keynotes und das OK-Boomer-Café sind für alle Interessierten zugänglich. Hier gibt es zwei Möglichkeiten der Teilnahme: Gäste mit Anmeldung können die Veranstaltungen als ZOOM-Webinar besuchen und über die Chat-Funktion Fragen stellen und mitdiskutieren. Wer ohne Anmeldung teilnehmen möchte, kann die Veranstaltungen per Video-Stream mitverfolgen.