Bad Birnbach, Bad Füssing und Bad Griesbach fordern verantwortlichen Tourismus-Neustart noch vor Ostern

Europas führende Gesundheitsregion hat einen Perspektivplan entwickelt, mit dem Gastronomie, Hotels und Thermen nach fünf Monaten Schließung ab 29. März wieder öffnen könnten.

10.3.2021


Die Rottaler Bäder erhöhen den Druck auf die Politik in München und finden dabei Unterstützung bei den Heimatabgeordneten Walter Taubeneder und Martin Wagle: Gemeinsam haben die Orte einen Perspektivplan entwickelt, der einen umgehenden verantwortlichen Neustart des Gesundheitstourismus in der Region möglich machen soll. Die drei Gemeindeoberhäupter Dagmar Feicht (Bad Birnbach), Tobias Kurz (Bad Füssing) und Jürgen Fundke (Bad Griesbach) präsentierten die Grundlagen der Öffnungskonzeption gestern (9.3.) in Bad Griesbach den beiden Landtagsabgeordneten, die sich auf dieser Grundlage nun an Ministerpräsident Markus Söder wenden werden.


 

Gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Bad Birnbach und Bad Griesbach stellte Bad Füssings Bürgermeister Tobias Kurz (Mitte) den beiden Landtagsabgeordneten Martin Wagle (links) und Walter Taubeneder (rechts) den Perspektivplan für das Rottaler Bäderdreieck vor. Foto: Kur- & GästeService Bad Füssing

 

„Wir müssen endlich wegkommen von den pauschalen Schließungen und hin zu einer fokussierten gemeinsam gelebten und verantwortlichen Sicherheit zum Wohle unserer Region und auch zum Wohle unserer Gäste, für die unser Heilwasser im Sinne des Wortes Heilmittel ist“, forderte Bad Füssings Bürgermeister Tobias Kurz in dem Gespräch mit den beiden Direktabgeordneten für die Landkreise Passau und Rottal-Inn. Die beiden Parlamentarier sagten ihre Unterstützung zu: „Wir stehen hinter den Forderungen unserer Heilbäder und werden in München für eine verlässliche Perspektive werben“, sagten Walter Taubeneder und Martin Wagle beim Besuch in Bad Griesbach.

Europas Gesundheitsregion Nummer 1 seit 130 Tagen ohne Gäste

„Wir wollen unsere Aufgabe als Gesundheitsbringer für die Menschen endlich wieder wahrnehmen“, so die drei Bürgermeister. Mit jährlich vor Corona über drei Millionen Gästeübernachtungen ist das Rottaler Bäderdreieck die führende Gesundheitsregion Europas: „Unsere Thermen sind seit rund 130 Tagen geschlossen, wir hören zunehmend von vielen unserer Gäste, dass sich ihr Gesundheitszustand im Verlauf der Pandemie immer weiter verschlechtert weil sie die Heilwirkung der Thermen und der begleitenden Therapien nicht wahrnehmen können“, betonte Bad Griesbachs Bürgermeister Jürgen Fundke in dem Gespräch. „Es ist traurig, dass auch die bayerische Politik diesen Menschen jede Perspektive verwehrt“, so Bad Birnbachs Rathauschefin Dagmar Feicht.

Deshalb haben die Bäder-Bürgermeister jetzt ihren eigenen Perspektivplan entwickelt mit einer klaren Forderung an die beiden Landtagsabgeordneten: sich in München stark für die drei Kurorte einzusetzen. In dem gemeinsamen Perspektivplan, abgestimmt mit Kurdirektoren und Thermenchefs, skizzieren die Rathauschefs, wie ein verantwortlicher, umsichtiger Neustart aussehen kann.

Die drei Orte fordern eine zeitgleiche Öffnung von Beherbergungsbetrieben, Gastronomie und Thermen jeweils in den Innen- und Außenbereichen sowie des stationären Einzelhandels ab 29. März und eine zeitnahe Kommunikation, damit die Betriebe eine ausreichende Vorlaufzeit haben, heißt es in dem Perspektivplan. Nicht nur die Betriebe, auch die Beschäftigten bräuchten jetzt dringend eine Perspektive, so die Rathauschefs. Der Tourismus ist in allen drei Orten heute der größte Arbeitgeber mit in Summe etwa 20.000 Arbeitsplätzen.

Ausgereifte Hygienekonzepte

Fundament der verantwortungsvollen Öffnungsstrategie sind demnach die ausgereiften und im vergangenen Jahr bereits erfolgreich praktizierten Hygienekonzepte in Thermen, Beherbergungsbetrieben und gastronomischen Einrichtungen. Die zunehmende Zahl an geimpften Menschen besonders bei den vulnerablen Gruppen müsse nach den Worten der Bürgermeister dazu führen, die Risikoeinschätzung zu verändern, was mit einer Abkehr von der reinen Inzidenzwertbetrachtung einhergeht.

Die niederbayerischen Heil- und Thermalbäder haben nach den Worten der dort Verantwortlichen bereits 2020 eindrucksvoll und mit enorm hohem Aufwand gezeigt, dass sie alles tun, um Mitarbeiter und Gäste gleichermaßen wirksam zu schützen. „Unsere Thermen und unsere Gastgeber sind bereit“, sagte Tobias Kurz. Was ihm und seinen beiden Amtskollegen besonders wichtig war: „Die niederbayerischen Heil- und Thermalbäder sind keine Spaßbäder, sondern Gesundheitseinrichtungen“, wie Bad Griesbachs Bürgermeister Jürgen Fundke im Gespräch mit den Abgeordneten deutlich machte. „Wir können die gleichen Sicherheits- und Hygienestandards bieten wie Theater, Museen und Kinos die bereits jetzt eine Öffnungsperspektive haben“, sagte Tobias Kurz und fügte hinzu: „Wir haben vor Ort alles getan und werden vor Ort weiter alles tun, um sicher öffnen zu können.“

Intelligente Impfstoffverteilung

Vom Freistaat Bayern fordern die Bürgermeister mehr Impfstoff für die Region aufgrund der direkten Nähe zu den Corona-Hotspots in Tschechien und Österreich. „Wir brauchen eine höhere Priorisierung der Bevölkerung in den grenznahen Gebieten in Kombination mit einer intelligenten Impfstoffverteilung einschließlich der Freigabe von Impfungen in den Arztpraxen“, sagte die Bad Birnbacher Rathauschefin Dagmar Feicht.

Mehr Tempo fordern die drei Orte auch bei den staatlichen Hilfsleistungen: Eine zeitnahe finanzielle Hilfe für die Betriebe und die betroffenen Kommunen ist der Schlüssel, um den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu öffnen. Die drei Heilbäder wollen, dass Bayern das Modell Baden-Württembergs übernimmt, dass bei den Zahlungen des Lands an die Kommunen (Schlüsselzuweisungen) den besonderen Mehraufwand für touristische Infrastruktur berücksichtigt. Ein weiterer Wunsch der drei Bürgermeister an die beiden Abgeordneten: den Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie dauerhaft auf sieben Prozent festzuschreiben. „Nur so können wir die Wettbewerbsfähigkeit mit dem Ausland herstellen“, so die Rathauschefs.

„Ostern ist ein guter Zeitpunkt für einen Neustart“, waren sich Martin Wagle und Walter Taubeneder einig. Beide betonten das bewährte Hygienekonzept, das noch weiter verbessert werden soll. Wichtig sei eine konsequente Impfung. „Wir haben gute Argumente, um eine schnelle Öffnung zu fordern. Thermen dienen der Gesundheit.
Nur mit den Thermen funktioniert das Leben in den Orten“, sagten sie. Martin Wagle ergänzte, der Schutz der Bevölkerung sei wichtig. „Das ist nicht konträr, sondern eingebettet in das Konzept“, betonte er. Wichtig sei eine rasche Hilfe, was die zusätzliche Impfstoffverteilung in den Grenzregionen betrifft.