Die Waldkirchner Rauhnacht

Furchterregende Masken, Lärm und Rauch sollen alles Böse vertreiben

WALDKIRCHEN | 5. DEZEMBER 2022

Nach der Corona-Zwangspause findet 2023 traditionell wieder am 5. Januar ab 19.00 Uhr die Waldkirchner Rauhnacht am Marktplatz von Waldkirchen statt.


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Was ist eigentlich die Rauhnacht?

Seit dem Urbeginn der Menschheit ist der Glaube an die Existenz böser Geister lebendig. Die Angst vor ihnen ist bis in die Jetztzeit hier und da noch vorhanden. Man schreibt ihnen eine unheimliche Macht zu. Sie werden gefürchtet, weil sie Unheil für Mensch und Tier bringen können: Unglück, Krankheit, Not, Misserfolg, Unbilden der Witterung und Naturkatastrophen. Zu gewissen Zeiten, so der überlieferte Glaube, können die Dämonen besonders gefährlich werden.

Dies gilt für die sogenannten Rauhnächte, zu denen der Thomas- und Andreastag, Weihnacht, Neujahr, Dreikönig und Lichtmess zählen. Andernorts können es sogar die „Zwölfnächte“ von Weihnachten bis Dreikönig sein. Die Rauhnacht ist eine Zeit der Wiederkehr der Seelen, die als „Wilde Jagd“ über das Land brausen. Zu ihrem Gefolge zählen Hexen, Druden, Tod und Teufel.

In mannigfaltiger Weise versuchten die Menschen, die an die Dämonen glaubten, sich vor denen Einwirkung zu schützen. Entweder man stimmt die Geister durch Bewirtung, Gaben und dadurch entsprechende Verhaltensweisen gnädig oder man vertreibt sie durch Räuchern, Lärmen, Gebete, Weihwasser, Zauber- und Bannsprüche. Das Räuchern und Lärmen mit „rauen“ Gebärden und Umzügen werden als besonders wirksame Gegenmittel betrachtet. Ob „Rauhnacht“ von „Rauch“ oder von „rauh“ abgeleitet ist, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen.

Seit rund 30 Jahren hat es sich eine Gruppe brauchtumsbewusster Waldkirchner, die Oberrauhnachtler, zur Aufgabe gemacht, mit der "Rauhnacht" eben diesen Brauch wieder aufleben zu lassen.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Brauch in einem Buch der Leinenweber Zunft in Waldkirchen aus dem Jahre 1725. Die Tradition lässt sich verfolgen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, hauptsächlich durch mündliche Überlieferung.

Die Waldkirchner Rauhnacht findet am Marktplatz statt. Vorher treffen sich die Pflanzlberger-Hexen, Goaslschnalzer, und dann ziehen Druden, ca. 50 Unterhöhenstettener Glöckler sowie die wilden Gestalten unter großem Lärm zum Marktplatz. Dort wurde bereits ein Galgen aufgebaut und man verbrennt eine Strohpuppe, die das Böse darstellen soll. Danach kommen die „Rauhnudel-Sänger“, diese ziehen von Haus zu Haus und erbitten Gaben, die sogenannten Rauhnachts-Nudeln. Nach dem Rauhnudel-Singen zieht die Gruppe wieder ab.


Fotos: Oberrauhnachtler