Ein Jahr Gutes tun – als Bundesfreiwillige*r

Menschen jeden Alters und jeder Herkunft können sich durch einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) für soziale, kulturelle, ökologische Anliegen in den verschiedensten Vereinen und Organisationen engagieren

PASSAU | 23. SEPTEMBER 2022

Eine der möglichen Einsatzstelle für Bundesfreiwillige in Passau ist der gemeinnützige Verein „Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.“, der sich für Inklusion und Integration auf lokaler und internationaler Ebene einsetzt.

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Die Bufdis aus dem letzten Jahr. V.l.: Chiara, Johanna, Nour, Mohammad, Kaj. | Foto: Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Die Bundesfreiwilligen, die so genannten Bufdis, sind eine wichtige Stütze des Vereins und ein wichtiger Bestandteil des Teams. In der Regel sind die Freiwilligen ein Jahr dabei. Für unter 27-Jährige ist der Bundesfreiwilligendienst ein Vollzeitjob, über 27-Jährige sind mindestens 21 Stunden pro Woche im Einsatz. „Da die Bufdis längerfristig dabei sind, können sie nicht nur in mehreren Projekten mitwirken und sich tiefergehend mit unseren Themen und Aktionen beschäftigen, sondern wir können ihnen auch immer mehr Verantwortung übertragen“, berichtet Geschäftsführerin Perdita Wingerter, die die Bufdis betreut.

In diesem Jahr waren 5 Bufdis im Einsatz: Johanna Scheifele, Chiara Schanno, Kaj Schwarzmeier, Nour Aloufan und Mohammad Zaidan waren 6 bis 12 Monate im Einsatz. So koordinierte Johanna die ehrenamtliche Sprachpatenprojekte und die Social Media-Aktivitäten, Nour war für den Gemeinschaftsraum verantwortlich, Kaj programmierte Projektwebseiten und war für das Solidarity Bread Projekt zuständig, Chiara arbeite in internationalen Jugendprojekten mit und Mohammed arbeitet in einem europäischen Projekt mit, wo es darum geht den Unternehmergeist in jungen Menschen zu wecken.


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Kaj (l.) und Nour (r.) bei „Solidarity Bread“ im Gemeinschaftsraum. | Foto: Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Alle halfen mit, die vielen Veranstaltungen im Gemeinschaftsraum zu betreuen, hatten die Chance bei europäischen Treffen mit dabei zu sein und unterstützten einander bei den vielfältigen Aufgaben. „Aus meiner Erfahrung ist eigentlich kein Tag wie der vorherige. Es gibt immer unterschiedliche Dinge zu erledigen aus den verschiedenen Projekten“, meint Chiara. „Langeweile kommt nicht wirklich auf“, stimmt Johanna zu. Selbstständigkeit und Verantwortung wird im Verein großgeschrieben. „Am Anfang des BFD bekommt man einige Aufgaben bzw. Projekte zugeteilt, für die man dann zuständig ist. Wie genau bzw. wann man die Aufgaben im Laufe der Zeit erledigt ist einem dann selbst überlassen, solange natürlich gewisse Vorgaben und Deadlines einhält,“ beschreibt Johanna ihre Arbeit. Für Perdita Wingerter sind Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit mit das wichtigste, was potentielle Freiwillige mitbringen sollten. Die Übertragung von Verantwortung sowie die Selbstständigkeit ermöglicht es den Bufdis auch, eigene Projektideen zu entwickeln, Problemlösung zu üben und auch Stärken und Talente zu entdecken, von denen sie noch nichts wussten. „Ich habe gemerkt, dass ich gerne organisiere und strukturiere und habe deswegen Perdita vorgeschlagen, dass ich gerne unsere Social Media Beiträge koordinieren möchte,“ erzählt Johanna. „Und das habe ich dann auch gemacht.“ Da die Projekte im Verein organisiert und koordiniert werden, ist es auch wichtig, dass sich die Bufdis am PC genug auskennen, um Word, Excel und andere Bürotools grundsätzlich benutzen zu können. Und wer bei den internationalen Projekten mitmachen und auch an den europäischen Treffen teilnehmen möchte, sollte relativ gut Englisch sprechen.

„Während meines Bundesfreiwilligendienstes durfte ich z.B. nach Thessaloniki, Castellón und Villach mitreisen,“ berichtet Chiara. „Aber wir haben auch bei uns in den vergangen Monaten Partner aus vielen verschiedenen Ländern kennenlernen dürfen, u. a. aus Spanien, Italien, Tschechien, Litauen, Georgien und Aserbaidschan.“ Daneben gibt es noch viele weitere Vorteile, die ein Bundesfreiwilligendienst mit sich bringt. „Wir haben unser Deutsch viel schneller verbessert als durch einen Deutschkurs,“ so Nour. „Wir haben hier so nette Kollegen kennengelernt und Freude gefunden“, erzählt Mohammed. „Die Atmosphäre im Team ist wirklich super.“

Neben all den persönlichen Vorteilen motivierte die Freiwilligen aber vor allem einfach nur Gutes zu tun. „Es ist schön, wenn du durch deine Arbeit anderen Leuten etwas Gutes tust“, findet Chiara.

Dieses Ziel haben alle vier für sich persönlich erreicht und sind nun bereit, einen neuen Lebensabschnitt zu starten. Denn die BFD-Zeit war für einen Teil von ihnen auch eine Orientierungsmöglichkeit und eine Zeit der persönlichen Entwicklung und des Lernens. Johanna, Chiara und Nour beginnen nun ihr Studium, während Kaj und Mohammed ihren Bundesfreiwilligendienst beendeten, um einen Vollzeitjob zu beginnen.

„Ich kann den Bundesfreiwilligendienst nur empfehlen, denn man lernt sich und seine Fähigkeiten noch einmal besser und neu kennen als in der Schule oder im Studium. Und man lernt auch neue Dinge über das Leben“, findet Chiara.


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Bufdi Johanna Scheifele | Foto: Gemeinsam leben und lernen in Europa e. V.

Ein kurzes Interview mit einem Bufdi – Johanna Scheifele, 19 Jahre

Was hat dich dazu motiviert, einen BFD zu machen?

Ich wollte nach 2 Jahren Online-Schule nicht direkt auch wieder online ins Studium starten. Also habe ich mich nach einer Alternative umgesehen: Was könnte ich ein Jahr lang machen? Mir war außerdem wichtig, dabei Praxiserfahrungen zu sammeln und nach 12 Jahren (v.a.) theoretischem Lernen praktisch zu arbeiten, zu lernen und Dinge auszuprobieren. So kam ich zum Bundesfreiwilligendienst.

Warum hast du dich für den Verein entschieden?

Der BFD ist ja sehr oft medizinisch ausgerichtet, zum Beispiel gibt es viele Stellen in Krankenhäusern oder beim Rettungsdienst. Ich wollte jedoch nicht in diese Richtung gehen und habe mich daher nach anderen Stellen umgesehen. Die Stellenbeschreibung des Vereins klang so interessant und vielfältig, dass sie mich sofort angesprochen hat. Ich habe dann einfach angerufen und mich erkundigt „wie das denn dort mit dem Bundesfreiwilligendienst so sei“ und wurde prompt eingeladen, doch einfach mal vorbeizuschauen. Mir hat es dort so gut gefallen, dass mir direkt vor Ort klar war, dass ich meinen BFD gerne dort machen möchte und ich habe dann auch eine Zusage bekommen!

Was hast du in dem Jahr gemacht? Was hast du erlebt?

Ich habe in dem Jahr sehr viel Unterschiedliches gemacht und erlebt! Ich durfte lokale Projekte koordinieren, zum Beispiel war ich für die Sprachpatenprojekte des Vereins verantwortlich. Außerdem habe ich Social Media koordiniert, unter anderem habe ich ein neues Planungskonzept mitentworfen.

Ich habe auch neue Dinge gelernt, wie z.B. was man beim Controlling von EU-Projekten beachten muss und durfte auch inhaltlich bei EU-Projekten mitarbeiten. Ein weiteres Highlight war die nationale und vor allem die internationale Arbeit. Während meines BFDs konnte ich an verschiedenen internationalen Meetings teilnehmen, durfte eine Woche lang mit nach Zypern und auch auf verschiedene Workshops und Meetings in anderen Städten in Deutschland.

Insgesamt war mein Jahr sehr abwechslungsreich und ich habe viele neue Erfahrungen gemacht!

Was hat dir am besten an deinem BFD gefallen?

Die Vielfältigkeit der Aufgaben, dass ich so viel Verantwortung bekommen habe und viel ausprobieren konnte. Die Stimmung im Team war außerdem auch „ein Highlight“ und ich habe mich immer wohl und willkommen gefühlt!

Warum würdest du anderen einen BFD empfehlen?

Weil man im BFD einen ganz anderen Blick „auf das Leben“ bekommt als in der Schule. Man lernt viele Dinge, die einem im späteren Leben hilfreich sind, und man in der Schule nur ansatzweise bis gar nicht mitbekommt. Außerdem arbeitet man selbstständig und eigenverantwortlich und lernt so, sich selbst zu organisieren. Trotzdem lernt man ebenfalls, im Team zu arbeiten und zu kommunizieren.


Wer mehr über den Verein wissen möchte, kann sich unter www.gemeinsam-in-europa.de informieren.

Bei Interesse an einem BFD oder einem kurzzeitigen Engagement kann man sich an Geschäftsführerin Perdita Wingerter unter info@gemeinsam-in-europa.de oder Tel. 0851/2132740 wenden.