Ein Kulturkämpfer, der seinesgleichen sucht, ist von uns gegangen

Thomas Munninger, Mitbegründer des KUPRO Sauwald, verstarb am 20. Oktober 2021

ESTERNBERG | 4.11.2021


geb. 9.7.1945
gest. 20.10.2021
Eine Art Nachruf / Gedanken von Andreas Munninger zu seinem Vater

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Thomas Munninger hatte das Glück, mit seiner Geburt zwei Monate nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges am 9. Juli 1945 dem unmittelbaren Kriegsgeschehen entronnen zu sein. Seine Nachkriegskindheit war entbehrungsreich, aber er wuchs auf Burg Krämpelstein mit liebevollen Eltern in einer ungewöhnlichen, abenteuerlichen Umgebung auf. Sein langer Schulweg von der Burg nach Esternberg wurde von Aufenthalten in Internaten in Gosau, Dachsberg und Ried abgelöst. Nach der Matura begann er ein Jusstudium in Wien, das er wegen des frühen Todes seines Vaters bald abbrechen mußte. Ein Pädak-Studium folgte und er gehörte zur ersten Generation dieser Absolventen zuerst an der Volksschule, dann Hauptschule Esternberg. Dort verblieb er mit kurzzeitigen Versetzungen nach Schardenberg und St. Ägidi bis zu seiner krankheitsbedingten Frühpensionierung. Kurze Zeit danach musste er aus seinem geliebten Esternberg nach Vichtenstein übersiedeln, wo er seinen sogenannten Lebensabend verbrachte.

Er war in seiner aktiven Zeit als Lehrer einer der beliebtesten, engagierte sich in den 70er Jahren politisch mit einer eigenen Partei im Esternberger Gemeinderat, kulturpolitisch mit der Gründung des „Vereins Die Burg“ auf Burg Krämpelstein, in den 80er Jahren mit der Gründung des Film- und Fotoclubs Esternberg und des „Kulturprojekts Sauwald“. Sein Idealismus und seine Begeisterungsfähigkeit korrespondierten dabei oft mit einer gewissen Gutgläubigkeit und Weltfremdheit, worunter mitunter nicht nur seine Familie zu leiden hatte.

Für sehr viele, nicht nur seine ehemaligen Schüler war er wichtiger Anreger und Fürsprecher. V.a. in den 70er Jahren war seine alte Wohnadresse, das altehrwürdige Gemeindehaus Esternberg Nr. 40, ein offenes Haus für nächtelange Diskussionen. Viele dankten es ihm später.

Was seine Person am meisten ausgezeichnet hat, war seine überbordende Kreativität. Er spielte von Jugend an mehrere Instrumente, fotografierte, schrieb und malte – alles auf höchstem Niveau. Leider führte seine „Lebenskrankheit“ Diabetes (er wurde mit Anfang 30 aufgrund eines Operationsfehlers zum Diabetiker) im weiteren Verlauf der Krankheit zu einem gewissen Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben.

Ab April 2020 befand er sich in sogenannter häuslicher Pflege, was seinen aufrührerischen Geist aber nicht daran hinderte, noch einmal seinen befristeten Führerschein bewilligt zu bekommen, um seine geliebten täglichen Ausflugsfahrten durchzuführen; es sollte der letzte Sommer einer fast uneingeschränkten Freiheit werden.

Ab Herbst 2020 begann nach zwei längeren Krankenhausaufenthalten leider eine Odyssee, an der die einseitigen Corona-Maßnahmen nicht ganz unschuldig waren: geschlossene Reha-Anstalten und Akutgeriatrien führten zu keiner optimalen medizinischen und pflegerischen Versorgung. Daher kam es auch nach einer Fehldiagnose im Spätsommer zur verspäteten Diagnose seiner schweren Erkrankung. Er hat den Kampf noch einmal aufgenommen und sich auf den nächsten Frühling gefreut, wenn er wieder in seinem geliebten Garten-Pavillon sitzen würde.

Dieser letzte Kampf von vielen ging am 20. Oktober vormittags für uns alle überraschend vorzeitig verloren.

Trotz aller Entbehrungen und Rückschläge aufgrund seiner Krankheit war es ein erfülltes Leben.

Er hat es seinen Freunden, Wegbegleitern und Angehörigen nicht immer einfach gemacht, vieles war nicht nur ein Kampf mit ihm, sondern gelegentlich gegen ihn, aber die Erinnerung an eine herausragende künstlerische, intellektuelle und spirituelle Persönlichkeit wird bleiben.
An den beiden Tagen nach seinem Tod gab es am Himmel in der Nähe seines Hauses v.a. abends in Blickrichtung Westen nach Schardenberg und Blickrichtung Süden zum Toten Gebirge eigenartige Wolkenformationen: Tiere und Fabelwesen trieben am Himmel ihr Unwesen, ehe diese Gebilde als weiße Wolken aufstiegen und nach Osten weiterzogen; seine künstlerische Seele durfte sich noch einmal für die Hinterbliebenen deutlich sichtbar austoben.

Am dritten Tag zog sich ein langes Wolkenband von Westen über Süden nach Osten.

Am vierten Tag war der Himmel wolkenlos; seine Seele hatte ihren Frieden gefunden.

Die Urnenbeisetzung findet am Sa., 6.11.2021 um 15h in Esternberg statt.