In Waldkirchen sind die Büffel los

Start des Naturpark-Beweidungsprojekts am Erlauzwieseler See

WALDKIRCHEN | 18. AUGUST 2022

Am Erlauzwieseler See ist mit der Ankunft der Wasserbüffel ein Naturschutzprojekt gestartet. Auf drei einzelnen Weiden verteilt um den See werden von nun an jeden Sommer Büffel für Artenvielfalt sorgen.


Image
Für die Wasserbüffel waren zu Beginn die Blätter von Strauchweiden am schmackhaftesten | Foto: Marco Müller/Naturpark Bayerischer Wald
Image
Marco Müller vom Naturpark Bayerischer Wald (v. l.), Helmut Schmutzer (Tierhalter) und die Stadträte Helmut Brunner, 2. Bürgermeister Christian Zarda und Dr. Claus Kappl waren beim „Auftrieb“ der Büffel dabei. Im Hintergrund die vier „Hauptdarsteller“ | Foto: Marco Müller/Naturpark Bayerischer Wald

Noch am Morgen war die Anspannung groß. „Bekommen wir die Büffel in den Anhänger verladen oder nicht?“ Und zwischenzeitlich schaute es gar nicht so gut aus, denn die Büffel hatten wohl anders im Sinn. „Wasserbüffel sind halt stur, genauso wie ich“, feixte Helmut Schmutzer, dem die Büffel seit April dieses Jahrs gehören. Die Büffel haben natürlich nicht gewusst, was sie in Erlauzwiesel erwartet, denn sonst wären sie sicherlich freiwilliger auf den Anhänger gegangen. „Für die Büffel ist das hier ein Paradies“ ist sich Helmut Schmutzer sicher.

Das Ausladen klappte dann wieder ganz problemlos. Scheinbar ohne jede Anspannung stapften Leila, Leni, Elise und Hermine aus dem Anhänger. Damit sich die vier Büffel nicht gleich in die „Wildnis“ ihrer neuen etwa 1,3 Hektar großen Weidefläche verabschieden und sie sich noch etwas von den Besuchern bestaunen lassen konnten, wurde eine kleine Koppel beim Weidetor aufgespannt. Von dort aus lauschten sie geduldig den Begrüßungsworten des Umweltbildungsbeauftragten der Stadt Waldkirchen, Franz Brunner, der neben den ebenfalls anwesenden 2. Bürgermeister Christian Zarda und Stadtrat Dr. Claus Kappl erst vor zwei Monaten im Stadtrat einstimmig den Weg für das Projekt frei gemacht hatte.

Franz Brunner hat dieses Naturschutz-Projekt vom ersten Tag an unterstützt und freute sich nun sichtlich, dass die Büffel endlich da sind. Er ist überzeugt, dass das Projekt ein Erfolg wird. „Ein Indiz ist, dass heute schon so viele Interessierte da sind.“


„Die Wasserbüffel werden uns besonders bei zwei unserer Springkraut-Flächen helfen, wieder mehr Vielfalt hineinzubekommen.“ Das Projekt könne nach Franz Brunners Worten auch über die jetzigen Flächen hinaus richtungsweisend sein. Es gebe an der Erlau und deren Zuläufen große bachnahe Wiesenflächen, die das Springkraut schon erobert habe, wie zum Beispiel vom jetzigen Standort bachaufwärts in Richtung Reichermühle, Poppenreut und Jandelsbrunn. „Eine derartige Landschaftspflege wäre unter Umständen auch für dortige Landwirte interessant.“

„Es war eine intensive Woche“ erzählte Marco Müller vom Naturpark Bayerischer Wald. Innerhalb von nur vier Tagen ist es Helmut Schmutzer mit seinem Team gelungen, die Zäunung der insgesamt drei Büffelweiden rund um den Erlauzwieseler See fertig zu stellen. „In dem nassen Gelände war das Schwerstarbeit“. Die Woche endet am Sonntag mit dem „Auftrieb“ der vier Büffel auf die Weide nördlich vom See.  Doch das Projekt hatte natürlich einen Vorlauf. Bereits 2019 gab es von Seiten des Naturparks die ersten Überlegungen dazu. Doch so richtig Fahrt hätte das Ganze erst aufgenommen, als Helmut und Bettina Schmutzer sich vorstellen konnten, diese Idee auch umzusetzen, so Müller. Für Schmutzers war das keine einfache Entscheidung. Schließlich züchten sie seit vielen Jahren sehr erfolgreich Auerochsen. „Doch wir wollten uns ganz gezielt in Richtung Naturschutz-Beweidungsprojekte entwickeln“, so Schmutzer. Und das ließe sich nicht mit den im Umgang sehr anspruchsvollen Auerochsen bewerkstelligen. „Vom Temperament her ganz anders und viel gelassener sind die Wasserbüffel“ ergänzte Helmut Schmutzer. Sie ließen sich – wenn man sie mal überzeugt hat – auch problemlos von Weide zu Weide umsetzen, ganz so, wie es die Fläche brauche.

Weiterhin eng wird in Zukunft die Zusammenarbeit mit dem Naturpark sein. „Wir werden genau im Blick haben, wie sich die Flächen entwickeln und können jederzeit die Beweidung anpassen, wenn es naturschutzfachlich sinnvoll ist“ so Müller. Auf den Weiden wären jetzt gleich zwei Baumeister aktiv, die ihr Handwerk, nämlich Strukturvielfalt schaffen, ganz hervorragend verstünden. Denn neben den Wasserbüffeln ist am Reichermühlbach auch schon seit Jahren der Biber aktiv. „Zusammen werden sie in den artenarmen Nass-Brachen entlang des Baches für einen Biodiversitäts-Schub sorgen“. Neben Amphibien würden beispielsweise auch Libellen und lichtbedürftige Pflanzen von der Beweidung profitieren.

Zwei der drei Büffelweiden befinden sich auf städtischen Grund. Eine Weide gehört der Wildland-Stiftung Bayern des Bayerischen Jagdverbands. Sowohl die Stadt Waldkirchen als auch die Wildland-Stiftung unterstützen das Projekt nicht nur mit der zur Verfügungstellung der Grundstücke, sondern auch mit der Übernahme des Eigenanteils an den Projektkosten. Denn ohne diese Unterstützung sowie der Förderung der Regierung von Niederbayern aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz wäre ein solche Projekt undenkbar. Auch der Landkreis Freyung-Grafenau ist beteiligt. Er unterstützt jeden Naturpark-Landschaftspflegeantrag der Gemeinden mit einem Zuschuss. Organisiert und fachlich betreut wird dieses Projekt vom Naturpark Bayerischer Wald.

Die Beteiligten planen in der Zukunft weitere Aktionen mit den Büffeln. Neben Infotafeln soll es auch eine kleine Beobachtungsplattform am See sowie Naturpark-Führungen zum Thema geben. In der Zwischenzeit und voraussichtlich bis in den Herbst hinein lassen sich die Büffel am besten bei der Weide am öffentlichen Parkplatz am Nordufer des Erlauzwieseler Sees beobachten. Allerdings solle man nicht gleich die Geduld verlieren, wenn man die Büffel nicht gleich zu Gesicht bekommt. „Bei Temperaturen über 25°C suchen die Büffel Wassersuhlen auf, um sich abzukühlen“ so Schmutzer. Und dann hätte man es schwer sie zu entdecken. Das Betreten der Weide sowie das Füttern der Tiere ist natürlich verboten.