Gespickt mit Stars und interessanten und spannenden Veranstaltungen geht das Programm der Europäischen Wochen an den Start. In seinem 70. Jahr wir das große Passauer Kulturevent wieder mit vielen Highlights an traditionellen, aber auch an außergewöhnlichen Orten über die Bühne gehen.
Dabei sind Dr. Carsten Gerhard als Festivalchef und sein Team mittlerweile Pandemie-erprobt und zuversichtlich, auch in diesem Jahr wieder sichere und anregende Festivalwochen bieten zu können.
Wie sich die EW in ihrem Jubeljahr darstellen und was sich die „Macher“ dafür ausgedacht haben, das konnten wir Dr. Carsten Gerhard in einem Gespräch fragen.
Die Europäischen Wochen werden heuer zum 70. Mal durchgeführt. Was erwartet uns Besonderes zum Jubiläumsfestival?
Viele Stars und große Namen, gleich mehrere Feste für die ganze Bevölkerung, eine Wassermusik auf der Donau, viele Höhepunkte und spannende Brennpunkte. Rund 50 Veranstaltungen an etwa 20 Spielorten in der ganzen Region. Sie können bei uns beliebte Meisterwerke der klassischen Musik erleben – von Bachs Chaconne bis Schuberts Fünfter Symphonie, von Haydns Schöpfung bis hin zu Chopin-Mazurken – genauso wie Uraufführungen von jungen Komponistinnen und Komponisten. Rolando Villazón gestaltet eine Operngala, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks eröffnet, die Münchner Philharmoniker spielen mit ihrem Kammerorchester die vier Jahreszeiten auf der Waldbühne – begleitet von einer Lichtershow auf der Waldkulisse. An der Ortspitze gibt es ein Open Air mit Originalmusikern von Elvis Presley und, und, und…
Leuchtturm über die Region hinaus
Wenn Sie in die Geschichte des Festivals schauen, welche Entwicklung hat das Festival genommen und wohin sollte es sich Ihrer Meinung nach orientieren?
Die EW sind eines der traditionsreichsten Festivals in Deutschland, mit großer Geschichte und ein Leuchtturm über die Region hinaus. Gegründet in der Nachkriegszeit gehört es zu den Festspielen, die aus dem Aufbruch und der Neuorientierung Deutschlands entstanden sind. Wie schön, den Aufbruch als Ausgangspunkt zu haben. Ich bin immer wieder begeistert von der Vielfalt, die das Festival zu bieten hatte. Das entwickeln wir weiter mit Lust. Für die Zukunft sollten die EW ihre Charakteristik behalten: Für hochkarätige Gastspiele sorgen und den europäischen Fokus behalten. Neue Dinge wagen und beliebte Formate weiterführen. Pulsmesser sein und Lebenselixier. Und: die jungen Leute mitnehmen. Dafür bieten wir Schulprogramme – und feiern mit der Uni heuer ein EW-Uni-Fest.
Optimismus gewinnt!
Als nun schon erfahrener „Corona-Veranstalter“: Auf was für ein Festival stellen Sie sich ein? Ist das Programm von der Pandemie stark beeinflusst, gibt es einen Plan B?
Zum Gewinnen gehört Optimismus. Und gewinnen wollen wir alle den Kampf gegen die Pandemie. Wir planen freudig und auch ein bisschen trotzig mit vollen Sälen, großen Symphonieorchestern und Chören auf der Bühne. Und sicher werden wir auch spielen, wenn es Einschränkungen gibt. Im Jahr Drei der neuen Zeitrechnung sind wir längst nicht mehr bei Plan B, sondern bei Plan X.
Kein gewöhnliches Festival
Sie sind nun schon im vierten Jahr in leitender Position bei den Europäischen Wochen und haben sich, ich glaube, das kann man sagen, als Krisenmanager bewährt. Was würden Sie sich wünschen, wenn es mal ein ganz normales Festival zu organisieren gäbe?
Ich würde jedenfalls kein ganz normales Festival organisieren. Wir wollen ja schließlich einzigartig sein. Viele Programme, die man bei uns erleben kann, macht kein anderes Festival. Dem ganzen Team macht die Arbeit große Freude. Pläne haben wir viele. Kultur-Open Airs, mit denen wir die schönen Orte der Stadt und Region bespielen können. Große, internationale Künstler, auf die sich das Publikum freuen kann. Brennpunkte, die Europa umtreiben, dargestellt aus Sicht von Künstlerinnen und Künstlern.
Unsere Aufgabe ist, internationale Spitzenkünstler in die Festspielregion zu holen und gleichzeitig für den europäischen Gedanken zu werben.
Highligths
Was ist Ihr persönliches Highlight in diesem Jahr und was würden Sie einem Festivalneuling ans Herz legen?
Zum Beispiel die Kombination aus „Schöpfung“ am Abend und dem britischen Theaterstück „Vigil“, das sich mit der Artenvielfalt auseinandersetzt (17.7.). Oder: Das Lichtkunstfest auf der Waldbühne mit den Philis (23.7.). Oder das Wassermusikfest auf der Donau (26.6.). Oder unser Eröffnungsfest am Nachmittag des 18.6.
Natürlich fragen wir Sie auch heuer wieder nach Ihrem Lieblingsfluss. Dieses Mal aber etwas anders: Was hätten Sie gern im Überfluss?
Der Überfluss zählt nicht so sehr zu meinen Lieblingsflüssen. Wie wäre es stattdessen beispielsweise mit: Lesefluss? Gerade im Moment: „Mara“ von Wolf Wondratschek, die faszinierende Geschichte eines Stradivari-Cellos.