INNSIDE Innterview: Georg Steiner

Passauer OB-Kandidat und Linzer Tourismus-Chef


Seit zwölf Jahren ist er Tourismusdirektor der Stadt Linz und seit vielen

Jahren in der Passauer Kommunalpolitik aktiv. Nun greift er nach dem

höchsten Amt in seiner Heimatstadt.

Georg Steiner gilt als aussichtsreichster Herausforderer des

amtierenden Oberbürgermeisters. Wir hatten Gelegenheit zu einem

Gespräch sowohl mit dem Linzer Tourismuschef als auch mit

dem OB-Kandidaten.


Die Fragen stellte Gerd Jakobi | Fotos: Claudia Saller


Linz hat als Leitmotiv den Claim: „Linz verändert“. In wieweit hat Linz seinen Tourismusdirektor Georg Steiner verändert?
Linz hat mir neue Perspektiven aufgetan und mein Leben in den vergangenen zwölf Jahren enorm bereichert. Ich habe einen offenen Blick auf viele Fragestellungen unserer Gesellschaft bekommen. Kultur ist für mich zu einem zentralen Handlungsfeld geworden. Kultur kann viel bewirken, wenn es um die Lebensqualität einer Stadt geht, und darum, das Image einer Stadt aktiv zu gestalten.

VON MENSCHEN ERZÄHLEN

Die oberösterreichische Landeshauptstadt hat jedes Jahr ein besonderes Thema. Was erwartet die Besucher im nächsten Jahr?
Wir werden Linz über die Menschen erzählen. Das ist ein ganz neuer Zugang. Von Epikur stammt das Zitat „Die Menschen, nicht die Häuser machen die Stadt“. Vor dem Hintergrund einer immer stärker maschinisierten Kommunikation – Stichwort: Alexa und andere sprachgesteuerte internetbasierte Assistenten, Chatbots usw. – wollen wir Begegnungen mit Menschen stärker in den Mittelpunkt stellen. Und viele unserer Partner werden ihre persönlichen Eindrücke, Erfahrungen, Vorlieben in und für Linz präsentieren. Je mehr die Digitalisierung um sich greift, umso wichtiger sind menschliche Begegnungen.

Sie waren vor zehn Jahren im Organisationsteam der Europäischen Kulturhauptstadt Linz09 und haben das gewandelte Erscheinungsbild von Linz entscheidend mitgeprägt. Was haben Sie aus diesen Erfahrungen mitgenommen?
Großereignisse in einer Stadt haben die Kraft, nach innen viele Kräfte zu mobilisieren und nach draußen mit neuen Botschaften wahrgenommen zu werden. Viele Menschen arbeiten über Jahre auf ein Ziel hin. Die Routine einer Stadt wird unterbrochen und neue Verbindungen entstehen. Solche Prozesse tun einer Stadt gut!

OB-KANDIDATUR: RESONANZ IST ENORM POSITIV

Sie sind vor kurzem zum Kandidaten für das Passauer Oberbürgermeisteramt von der CSU aufgestellt worden. Wie sehen Sie Ihre Chancen gegen einen sehr arrivierten Amtsinhaber?
Die Resonanz bei vielen Menschen in Passau, die mich treffen oder mir schreiben, ist enorm positiv. Sie nehmen mich als einen Herausforderer wahr, dem man zutraut, ein guter, mutiger und interessanter Oberbürgermeister für Passau zu sein. Ein Wechsel hat Passau immer wieder gutgetan. Da waren die Passauer Wähler in der Vergangenheit immer wieder mutig. Ich bin sehr zuversichtlich!

Dass Sie im Bereich Tourismus und Kultur ein Fachmann sind, steht außer Frage. Wie sieht es bei anderen Themen wie Verkehr, Wirtschaft und Finanzen aus? Wo liegen da Ihre Kompetenzen?
Ich bin seit 1974 mit der Kommunalpolitik in Passau verbunden – begonnen hat das, dass ich mich nach der Gebietsreform für eine bessere Busverbindung nach Heining eingesetzt habe. Ich habe immer wieder Ideen entwickelt (u.a. Tunnellösungen für den Verkehr, eine bessere Verbindung zwischen FuZo und Altstadt, ein längst notwendiges Kultur- und Kongresszentrum). Ich sitze seit insgesamt zwölf Jahren im Stadtrat – aber leider nie mit einer gestaltungsfähigen Mehrheit. Die letzten sechs Jahre unter Dupper waren frustrierend. Da ging gar nichts mehr weiter. Die beste Zeit erlebte ich unter Willi Schmöller, wo viel auf den Weg gebracht wurde, Stichpunkte: Entwicklung Bundeswehrgelände, Planungen für die Neue Mitte, Bewerbung um eine Landesgartenschau. Ich werde in den kommenden sechs Jahren für die Dauerprobleme Verkehr, Wohnen, saubere Luft Lösungen angehen und gleichzeitig mich darum bemühen, auch wieder in langfristigen Projekten neue Akzente zu setzen und einzuleiten. Dazu gehören etwa die Stadtentwicklung West entlang des Bahngeländes, die Entwicklung der Universität oder die überfällige Revitalisierung der Stadtteile.

SO WILL STEINER PASSAU VERÄNDERN

Können Sie uns in fünf Sätzen sagen, wie Passau für Sie 2025 Aussehen könnte?
Passau wird erstens in den Bereichen Stadtökologie und nachhaltige Stadtentwicklung eine Vorzeigestadt sein.
Passau wird zweitens im Tourismus in der Stadt und im Kontext der Donau eine neue Qualität erreichen, worauf die Bewohner stolz sind und die Gäste erkennen, dass der Besuch einer historischen Stadt mehr sein kann, als die baulichen Kulissen abzufotografieren und ein Souvenir zu erwerben. Unsere Gäste müssen von Passau mehr mitbekommen und wir wollen mehr Wertschöpfung aus dem Tourismus erreichen.
Wir werden drittens eine ganze Reihe von Stadtteilen reaktivieren, um dort Begegnung und Lebensqualität neu zu erleben.
Ich werde viertens den städtischen Betrieben und überantworteten Einrichtungen besonderes Augenmerk schenken, um Stadtwerke, Stiftungen und das städtische Klinikum in eine gute und vor allem finanziell tragfähige Zukunft zu führen.
Und Passau wird fünftens eine Stadt sein, wo es ausreichenden und leistbaren Wohnraum für alle hier lebenden Menschen gibt, unabhängig vom Einkommen

VERSICHERUNGSSCHUTZ FÜR HOCHWASSER AUFBAUEN

Der Klimawandel ist ein hochbrisantes Thema, gerade für Passau. Wie sieht Ihr Konzept für einen Hochwasserschutz in der Stadt grundsätzlich aus?
Hochwasserschutz dort bauen, wo mit dem Stadtbild verträglich. Neue Techniken beim individuellen Hochwasserschutz einsetzen. Bau von großen Rückhaltebecken an den Oberläufen der Flüsse und Aufbau eines Versicherungsschutzes für die betroffenen Eigentümer und Bewohner.

Daran wollen wir süffisanterweise unsere Innside-Frage anschließen: Gibt es einen Fluss mit dem Sie sich am ehesten identifizieren können?
Wer in Passau lebt, für den sind alle drei Flüsse inspirierend. Die Donau ist für mich freilich eine Lebensaufgabe, nicht zuletzt, weil sie viele Länder verbindet und international sehr bekannt ist. Passau muss daraus noch mehr machen und sich auch überregional gestaltender und aktiver einbringen.

Wir danken Ihnen für das Gespräch.


Vita

1958 geboren in Gerzen und aufgewachsen in Landshut. Seit 1971 wohnhaft in Passau. Besuch der Staatl. Realschule Passau und der Fachoberschule, Wehrdienst bei der Mörserkompanie 530 in Passau. Studium der Betriebswirtschaft an der FH Regensburg. Abschluss als Diplom-Betriebswirt (FH).

Berufliche Stationen
1982-1990 Tourismusdirektor in Passau
1990-1999 Prokurist der Donauschifffahrt Wurm + Köck in Passau und Geschäftsführer der Linzer Tochterfirma
1999-2007 Geschäftsführer des Tourismusverbandes Ostbayern
Seit 2007 Tourismusdirektor in Linz

Politische Stationen:
Kreisvorsitzender der Jungen Union
6 Jahre Mitglied im Landesvorstand der JU Bayern
1989 Gründung der Passauer Bürgerliste und Mitglied im Stadtrat von 1992-1999
Seit 2014 Mitglied der CSU-Stadtratsfraktion
2015-2017 CSU-Kreisvorsitzender