INNSIDE INNTERVIEW | Katharina Kasipovic-Rauecker

DIE NEUE FRAU AM STEUER DES PASSAUER KULTURMODELLS

PASSAU | 3. JUNI 2022

Seit April dieses Jahres hat das Passauer KULTURMODELL mit Katharina Kasipovic-Rauecker eine neue Leiterin. Bekannt durch ihre Arbeit für das Jugendzentrum Zeughaus oder als Macherin des Pfingst-Open-Air-Festivals, des Impuls-Festivals und der Livemusik-Bühne ProLi ist sie bestens in der Passauer Kulturszene vernetzt. Wir nutzten die Gelegenheit, um mit ihr über die Neuausrichtung des KULTURMODELLS zu sprechen.

Die Fragen stellte Claudia Saller | Fotos: Gerd Jakobi
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Katharina, herzlichen Glückwunsch zur Berufung als Leiterin des KULTURMODELLS! Welche Bedeutung hat diese Städtische Einrichtung für Sie?

In erster Linie ist das KULTURMODELL eine wahre Schatzkiste für die Kulturschaffenden in Passau. Kurz nach der Hochwasser-Sanierung konnte ich im Rahmen meiner damaligen Mitgliedschaft im Kulturbeirat das Haus besichtigen und war sofort vom Gebäude und den gegebenen Möglichkeiten angetan. Dass die Kunstschaffenden hier wohnen, arbeiten und präsentieren können, in Verbindung mit der Druckwerkstatt im Keller, ist für eine Stadt in der Größenordnung von Passau wirklich einzigartig und ein Glücksfall.

KULTURMODELL IST EIN GLÜCKSFALL FÜR PASSAU

Vor 31 Jahren als „Künstlerhaus“ gegründet, hat das KULTURMODELL viele Höhen und Tiefen durchlebt. Welche Ausrichtung streben Sie an? Welche neuen Impulse wollen Sie setzen?

Das letzte große Tief, von dem aber nicht nur das KULTURMODELL betroffen war, war die Corona-Pandemie. Von daher ist das nächste Ziel, eine Auslastung wie zu vorpandemischen Zeiten zu erreichen. An der bisherigen Ausrichtung möchte ich gar nicht so viel verändern, es gab in den vergangenen Jahren so viele wunderbare und auch erfolgreiche Veranstaltungen, an denen ich anknüpfen möchte. Ich denke, man darf den Weg, den dieses Haus gehen wird, nicht allzu starr vorausplanen, sondern muss den beteiligten Künstlern und Künstlerinnen den Freiraum geben, das KULTURMODELL mitzugestalten. Meine Aufgabe ist es, für Struktur zu sorgen, als Ansprechpartnerin und Beraterin den Nutzer*innen zur Seite zu stehen. Mein Motto dabei ist: miteinander sprechen, zuhören und Hilfe bei der Umsetzung geben.

KULTURSCHAFFENDE MÜSSEN IHRE IDEEN EINBRINGEN

Der Gründungsgedanke war, einen Raum für die vielfältig vorhandene Passauer Kultur von Kunst über Musik bis zu Theater und Tanz zu schaffen, der Modellcharakter hat. Zwischenzeitlich hatte aber fast nur die bildende Kunst dort ein Zuhause. Wollen Sie wieder Kulturvielfalt in das KULTURMODELL bringen?

Auf jeden Fall! Durch die räumlichen Gegebenheiten ist das KULTURMODELL prädestiniert, bildende Kunst zu präsentieren, jedoch finden auch bisher schon zahlreiche kulturübergreifende Events statt, die jedoch nicht so im öffentlichen Fokus stehen wie die Ausstellungen. Unser Tanzraum ist regelmäßig belegt, und in der Druckwerkstatt finden verschiedenste Workshops statt. Auch hier ist es an den Kulturschaffenden, ihre Ideen einzubringen. Ich freue mich auf zahlreiche Gespräche und darauf, mit meinem Netzwerk helfend zur Seite zu stehen.

Unterstützt werde ich dabei von ehrenamtlichen Helfern wie Hubert Huber, Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) Niederbayern, der sich seit Anbeginn mit sehr viel Herzblut für das KULTURMODELL engagiert. Gerade jetzt in meiner Anfangszeit unterstützt er mich mit seinem umfassenden Wissen in ganz vielen Bereichen. Erwähnen möchte ich auch Waltraud Danzig, die sich seit der Gründung des KULTURMODELLS um die Druckwerkstatt kümmert und mit zahlreichen Workshops und Schülerführungen das Haus belebt und wertvolle Arbeit leistet.

Sie haben viele Jahre das Veranstaltungsprogramm im Jugendzentrum Zeughaus verantwortet, bleiben Sie der Passauer Jugendkultur trotz der neuen Aufgabe erhalten?

Als Gast bleibe ich der Passauer Jugendkultur auf alle Fälle erhalten (lacht)! Die Aufgabe im Zeughaus habe ich allerdings abgegeben. Mein Amt als 2. Vorsitzende des Verbandes für Popkultur in Bayern e. V. übe ich aber nach wie vor aus und freue mich, dass wir mit Spitzenförderprogrammen die Passauer Nachwuchsband Lonely Spring und ganz neu die junge Passauerin Lisa Luka unterstützen können.

INHALT UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT AUCH FÜR JUNGES PUBLIKUM

Wie können wir es schaffen, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch mehr Zugang zur Kultur zu ermöglichen?

Der Zugang über den Kunst- und Musikunterricht in der Schule ist wichtig, aber nicht der einzige Weg. Um junge Menschen an die Kultur heranzuführen, müssen wir zwei Dinge berücksichtigen: den Inhalt und die Öffentlichkeitsarbeit. Der Inhalt muss so gestaltet sein, dass er das Interesse des jungen Publikums weckt, und wir müssen Plattformen bespielen, die von dieser Zielgruppe genutzt werden. Dass man miteinander spricht, sich zuhört und gemeinsam umsetzt ist auch hier das A und O.

DIE KULTURSZENE IN PASSAU SOLL WEITERHIN BLÜHEN

Wo sehen Sie das KULTURMODELL und auch die Kulturszene in Passau im Allgemeinen in 10 Jahren?

Voraussehen kann ich nichts, aber wünschen würde ich mir für das KULTURMODELL, dass es weiterhin ein Ort des künstlerischen Austauschs bleibt, dass es lebendig ist, offen und nachhaltig. Die Kulturszene in Passau im Allgemeinen ist wunderbar vielfältig und kreativ mit vielen engagierten Menschen, Initiativen und Institutionen. Ihr wünsche ich, dass sie weiter blühen kann.

Am Ende wollen wir auch Ihnen unsere INNSIDE-Flussfrage stellen: Mit welchem unserer drei Flüsse können Sie sich identifizieren und warum?

Das Konzept der Donau, den Bogen zu spannen von Süddeutschland in den Balkan, finde ich ganz spannend und verfolge dies auch privat (lacht)! Meinem Naturell entspricht aber wohl mehr die Ilz, ich halte mich sehr gerne dort auf, sie ist für mich eine Aufladestation, gerade was das Thema Mental-Health betrifft.


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In der Druckwerkstatt im Keller des  KULTURMODELLS sprach INNSIDE-Redakteurin Claudia Saller (r.) mit der neuen Leiterin Katharina Kasipovic-Rauecker

VITA:

  • 1981 | geboren in Freyung, aufgewachsen im Gemeindegebiet Obernzell
  • 2000 | Abitur am Auersperg Gymnasium Passau, Freudenhain
  • 2000-2007 | Studium der Politischen Wissenschaften, Soziologie und Psychologie in Passau und München mit Abschluss als M.A.
  • 2001-2016 | Ehrenamtliches Mitglied der Programmgruppe im Jugendzentrum Zeughaus
  • 2002-2016 | CEO Pfingst Open Air in Hauzenberg und Salching b. Straubing
  • 2008-2009 | Programmleitung ProLi Kulturzentrum
  • 2013-heute | 2. Vorsitzende im Verband für Popkultur in Bayern e.V.
  • 2016-2020 | CEO Impuls Festival Passau
  • 2016-2022 | Hauptamtliche Leitung des Jugendkultursegments im Jugendzentrum Zeughaus
  • Seit 04/2022 | Leitung KULTURMODELL
  • Verheiratet, 2 Söhne (*2010 & 2013)