Kathi, Ihre Skulpturen zeigen meist Mensch oder Tier, in Alltagssituationen oder aber, als seien sie gerade einem Märchen entstiegen, wo und wie finden Sie Inspiration?
Im Alltag bekommt man unweigerlich so viel visuellen Input. Da nehme ich mir einzelne Bilder, die mir gefallen oder die für mich bedeutend sind, heraus und setze sie in Holz um. Manchmal passiert es dann auch, dass ich die Situationen weiterspinne oder mir etwas dazuüberlege, wodurch dann Skulpturen entstehen, die eher einer fantastischen Welt entspringen.
Was fasziniert Sie am Werkstoff Holz? Wieso haben Sie sich für dieses Material als Ausdrucksform Ihrer künstlerischen Tätigkeit entschieden?
Ich finde das abtragende Verfahren, das das Holz fordert, total spannend. Was einmal weggeschnitzt ist, ist weg. Das erfordert ständig Entscheidung und Entschlossenheit. Zudem ist es für mich ein Material, das die Sinne fordert. Jedes Holz hat seinen eigenen Geruch, schnitzt sich spröde oder butterweich und lässt, bedingt durch die Faserrichtung, auch nicht alles mit sich machen. Und wenn ich mir dann vorstelle, dass das Holz ursprünglich mal ein mächtiger Baum war, der über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte gewachsen ist, ist es für mich einfach stimmig, damit auf eine wertschätzende Art umzugehen.
Holz hat, wie Stein, als Naturprodukt ein Eigenleben, wie beziehen Sie dieses Eigenleben des Materials in Ihre Arbeiten mit ein?
Dadurch, dass ich bei freien Arbeiten oft ohne Zeichnung oder Modell schnitze, bin ich automatisch flexibler im Arbeiten. So kann ich spontan auf das Holz mit seinen Eigenheiten wie Rissen, Ästen oder pilzbefallenen Stellen eingehen. Und daraus entsteht dann auch wiederum ein eigener Charakter der Figuren.
Sie absolvieren gerade eine Weiterbildung zur Meisterin im Holzbildhauerhandwerk, welche Pläne haben Sie für Ihre Zukunft?
Ich will in Zukunft gerne selbstständig in meinem Beruf arbeiten. Da ich aber weiß, dass das Einkommen aus der Bildhauerei oft nicht zum Leben reicht, ist mein Plan, mir ein zweites Standbein aufzubauen. Ich kann mir z.B. vorstellen, irgendwann einmal im Bereich der Kunstpädagogik zu arbeiten.
In Ihrer Ausstellung, die noch bis zum 19. Dezember im Rathaus Neuhausen zu sehen ist, vereinen sich Ihre Skulpturen mit der Malerei von Annemarie Pletl, die auf ein umfangreiches Œuvre zurückblicken kann. Wo sehen Sie Schnittstellen Ihres künstlerischen Schaffens?
So wie ich es empfinde, liegt bei der Arbeit von Annemarie Pletl ein Hauptaugenmerk auf der Farbigkeit der Bilder. Dadurch erzeugt sie eine Stimmung. Sie nutzt großteils gedeckte Farben, die sehr harmonisch wirken. Die Farbigkeit ist auch bei meinen Skulpturen wichtig, um ihnen Ausdruck zu geben.
Am Ende wollen wir auch Ihnen unsere INNSIDE-Flussfrage stellen: Mit welchem Fluss fühlen Sie sich verbunden?
Das ist die Donau, da mein Heimatort direkt an ihr liegt. Dort habe ich in meiner Kindheit viel Zeit verbracht und auch heute gehe ich noch gerne dort hin, um „Schätze“, wie Treibholz und Scherben zu sammeln oder um Ruhe zu finden.
WIR DANKEN IHNEN FÜR DAS GESPRÄCH!
RATHAUS NEUHAUSEN
RATHAUSPLATZ 1 | 94560 OFFENBERG
SA + SO | 15 – 17 UHR
20. NOVEMBER – 19. DEZEMBER 2021
Falls die Ausstellung Corona-bedingt nicht besucht werden kann, ist diese digital zu sehen: