INNSIDE Innterview | Manfred Eichberger

"Das Seilbahnprojekt ruht, lebt aber noch!"

PASSAU | 1. JULI 2022

Um die Seilbahn zur Veste Oberhaus ist es in letzter Zeit sehr ruhig geworden. Wie es um dieses Projekt steht, wie die Entwicklung raus aus der Pandemie verläuft und über andere wichtige Zukunftsthemen haben wir mit dem Passauer Verkehrsunternehmer Manfred Eichberger gesprochen.

Die Fragen stellte Claudia Saller | Fotos: Gerd Jakobi
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Wie ist die touristische Lage für Sie als Reiseunternehmer? Stellt sich langsam Normalität ein?

Die Lage ist derzeit absolut speziell. Wir sind im Prinzip voll ausgelastet, wobei sich die Märkte verschoben haben, die Schiffstouristen kommen fast ausschließlich aus Amerika und Großbritannien. Auch bei unseren Busreisen stellen wir eine Verschiebung fest; während Städte- oder Rundreisen nur sehr wenig nachgefragt werden, sind Strandurlaube beinahe ausgebucht. Dies stellt die Reisebranche natürlich auch wieder vor Herausforderungen, dazu kommt noch das Chaos an den Flughäfen mit regelmäßigen Flugausfällen. Uns kommen da unsere langjährigen guten Beziehungen zu gute. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch ganz speziell unserem ganzen Team danken, das die letzten 2 Jahre unter den widrigsten Bedingungen eine hervorragende Leistung gebracht hat.

SEILBAHN BESTENS GEEIGNET, UM VERKEHRSPROBLEME ZU LÖSEN

Wie steht es um das Seilbahnprojekt? Ist es der Pandemie zum Opfer gefallen?

Nein, das Seilbahnprojekt ruht, lebt aber noch! Das Bundesverkehrsministerium forciert derzeit innerstädtische Seilbahnen und ist bemüht, rechtliche Probleme, zum Beispiel den Luftraum über privaten Grundstücken betreffend, auszuräumen. Man hat erkannt, dass Seilbahnen bestens geeignet sind, Verkehrsprobleme zu lösen.

9-EURO-TICKET BEWEGT DIE MENSCHEN

 Was sagen Sie als Verkehrsunternehmer zum heiß diskutierten 9-Euro-Ticket, das ja auch dazu beitragen soll, diverse Probleme unserer Zeit zu lösen?

Grundsätzlich sehe ich das 9-Euro-Ticket sehr positiv. Es ist eine gute Möglichkeit, den ÖPNV zu forcieren, es bringt die Menschen dazu, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, es bewegt Menschen im positiven und wahrsten Sinn des Wortes. Was mich daran stört ist die Befristung auf drei Monate. Es bringt einen enormen Aufwand mit sich, da alle eingespielten Abläufe geändert werden müssen. Ich würde mir wünschen, dass es eine vernünftige Nachfolgelösung gibt, die uns als Verkehrsunternehmen das Leben nicht zu schwer macht, die aber, und das ist das wichtigste, die Menschen veranlasst, auch nach den drei Monaten Bus und Bahn zu fahren. Ich könnte mir gut ein dauerhaftes und deutschlandweites Einheitsticket zu einem Preis vorstellen, den der Staat sich leisten kann, aber auch der Bürger.

SELBSTFAHRENDE BUSSE IN 5 – 7 JAHREN

Wie viel Bewegung in der Verkehrsdiskussion ist, sieht man auch an dem „Pionier-Projekt“ selbstfahrender Busse auf der Trasse der Granitbahn, an welchem Punkt steht die Entwicklung?

Erfreulicherweise befinden wir uns hier in einer sehr fortgeschrittenen Phase und könnten tatsächlich in Bayern Vorreiter sein. Mit der ZF als Unternehmen, das sich dem Wandel nicht verschließen kann, haben wir einen Partner vor Ort, der dieses Vorhaben vorantreibt, auch um den Standort Passau als Industriestandort in der Zukunft zu erhalten. Gerade im Bereich Sensorik und Autonomes Fahren schreitet die Entwicklung enorm voran, so dass in einem Zeitraum von 5 bis 7 Jahren dieses Projekt verwirklicht sein kann. Die sehr hohe Förderquote macht das Projekt finanzierbar, demnächst finden Spitzengespräche mit dem Bayerischen Verkehrsminister, den Zuständigen der ZF und dem Passauer Oberbürgermeister statt.

Wie geht es dem Tourismus in Passau im Sommer 01 nach der Pandemie?

Es findet eine sehr positive Entwicklung statt, die, so wie es aussieht, den Sommer über anhält. Im Gegensatz zu vielen anderen manövriert sich die Stadt Passau sehr gut aus der Pandemie. Der Anlauf war zwar noch schwierig, aber wir sind mit dem Verlauf sehr zufrieden, sowohl die Übernachtungen betreffend, als auch bei den Schiffstouristen. Wie es aussieht, begleitet uns das Virus noch länger, so dass wir jetzt lernen müssen, damit umzugehen.

OVER-TOURISM-PROBLEM VERMEIDEN

Wo sehen Sie bezüglich der touristischen Infrastruktur in der Stadt -Verbesserungspotenzial?

Wir müssen die Touristenströme weiter verteilen. Wir dürfen das „Over-Tourism-Promlem“ nicht außer Acht lassen und sollten alle unsere Stadtteile in das touristische Angebot einbinden. Und auch hinsichtlich der Klimaneutralität müssen wir uns Gedanken machen. Und wir wollen hier kein Green-Washing betreiben, sondern wir bemühen uns mit aller Macht um Nachhaltigkeit. In der Branche bewegt sich gerade im Bereich der klimaneutralen Schifffahrt einiges.

Sie haben kürzlich Ihre Testbusse zurückgezogen, stehen diese im schlimmsten Fall einer neuen großen Welle wieder Gewehr bei Fuß?

Die bestehenden Strukturen und das zugehörige Personal behalten wir natürlich bei. Die Nachfrage war am Ende sehr gering und wir werden sehen, wie sich die Zahlen nach den sorglosen letzten Wochen entwickeln. Ich hoffe nicht, dass wir uns gerade auf einem Kipppunkt befinden. Wir werden sehen, wie vernünftig jeder Einzelne sein eigenes Risiko abwägt.

Unsere Flussfrage diesmal etwas abgewandelt: An welchem Fluss würden Sie gerne Urlaub machen?

Grundsätzlich mag ich ja das Gebirge und die Alpen, also: Von St. Moritz durch Tirol in Richtung Passauer Innstadt. Der Inn rauscht durch viele Berge und Täler, so könnte ich mir gut einen Sommerurlaub vorstellen. Es muss nicht immer das Meer sein!