INNSIDE-INNTERVIEW: Marlies Resch

Der Passauer Kultur-Express zieht durch Niederbayern

7.6.2021


Mit Hilfe des Förderprogramms „Neustart Kultur“ hat der Zauberberg Passau eine Corona-konforme Veranstaltungsreihe für Niederbayern ins Leben gerufen. Die mobile Bühne fährt zwischen Juli und Oktober 14 Stationen in Niederbayern an, um die brachliegende Event- und Kulturbranche wieder zu beleben. Schirmherr des Kultur-Expresses ist Kunstminister Bernd Sibler. Wir haben mit der Geschäftsführerin des Zauberbergs, Marlies Resch, über den Neustart in der Kultur gesprochen.


Die Fragen stellte Claudia Saller

Das Team des Zauberbergs (v. l.) Christoph Danböck, Marlies Resch und Alexandra Ossovsky (mit Unterstützung von Aaron und Betty) fahren mit ihrer mobilen Bühne im Sommer durch Niederbayern.


Marlies, ihr habt euch mit Hilfe des Förderprogramms „Neustart Kultur“ eine mobile Bühne angeschafft, wie kams dazu?

Der Musikförderverein ist schon fünf Jahre lang bemüht, eine mobile Bühne für Passau zu organisieren. Gerade in den wenigen Monaten, in denen Freiluft-Veranstaltungen stattfinden können, sind Bühnen eine Mangelware. Nachdem der Bund Fördermittel für Corona-bedingte Investitionen in Kultureinrichtungen zur Verfügung gestellt hat war uns klar, dass wir es nun versuchen müssen, die mobile Bühne zu verwirklichen, um so viel Kultur wie möglich zu den Menschen zu bringen.
90 % der Kosten für die Bühne wurden aus den Fördermitteln beglichen, die restlichen 10 % mussten wir selbst aufbringen. In Kombination mit dem weiteren Fördertopf zur Erhaltung und Stärkung der Kultureinrichtungen ist es uns möglich, den Künstlern und auch den Veranstaltungstechnikern, den Mitarbeitern usw. wieder Jobs zu beschaffen.

Haben auch andere Veranstalter die Möglichkeit, die mobile Bühne zu nutzen?

Da die Kosten für die Bühne zum Großteil aus Fördermitteln beglichen wurden, ist diese auch zweckgebunden, d. h. sie muss dem kulturellen Zweck dienen und steht deshalb nicht für kommerzielle Veranstaltungen zur Verfügung. Wenn wir die Bühne nicht selber nutzen, verleihen wir sie gerne samt Technik und Techniker an alle Kulturschaffenden. Die Bühne ist bis ins kleinste Detail ausgeklügelt gestaltet, so dass sie in wenigen Stunden einsatzbereit ist. Durch einen kostengünstigen Verleih wollen wir Kulturveranstaltungen ermöglichen welche aus Kostengründen sonst nicht stattfinden hätten können, aber eben auch Künstlern eine angemessene Präsentationsfläche bieten.

FÖRDERUNGEN ZEIGEN, DASS WIR ALS KULTURBETRIEB ERNST GENOMMEN WERDEN

Kann das Förderprogramm „Neustart Kultur“ die Einschnitte der Corona-Pandemie kompensieren oder kommt jede Hilfe zu spät?

Erstmal ist mir ganz wichtig zu erwähnen, dass uns diese finanziellen Hilfen zeigen, dass wir als Kulturbetrieb ernstgenommen werden. Schließlich schaffen auch wir viele Arbeitsplätze, entlohnen Künstler und bieten Nachwuchsbands die Möglichkeit sich zu vernetzen und sich zu professionalisieren, wodurch sich wiederum Existenzen aufbauen und Stars geboren werden. Live-Konzerte sind sehr material- und personalintensiv, deshalb sind Förderungen eben gerade jetzt mehr als essenziell. Auch die Schirmherrschaft von Herrn Sibler unterstreicht dies nochmal und zeigt uns, dass wir mit unserer Kulturarbeit ernst genommen werden.

Als kulturelle Spielstätte werden wir in der Pandemie gut dabei unterstützt, unsere Existenz zu sichern. Viel schlechter ist die Situation bei den Künstlern selbst und all jenen, deren Einkommen von Veranstaltungen abhängt, angefangen bei den Ton- und Lichttechnikern über die Caterer und Sicherheitskräfte bis zu den Hotels.

KULTUR-BIERGARTEN AN 14 ORTEN IN NIEDERBAYERN

Mit eurem Kultur Express wollt ihr in diesem Sommer an 14 Orten in Niederbayern einen „Kultur-Biergarten“ veranstalten, welches Konzept habt ihr euch ausgedacht?

Im Vorfeld haben wir uns mit den Städten und Gemeinden in Verbindung gesetzt und sind dabei meist mit offenen Armen empfangen worden, da die Volksfeste abgesagt sind und so die Menschen etwas haben, worauf sie sich freuen können.

Vor der Bühne werden Tische und Bänke aufgebaut und die Getränke werden am Platz serviert, in einigen Orten arbeiten wir mit den ansässigen Brauereien zusammen und auch die örtlichen Gastronomen haben die Möglichkeit, ihre Schmankerlstände aufzubauen, sodass die Gäste mit Essen und Trinken reichlich versorgt sind. Konzipiert haben wir die Veranstaltungen nach den Vorgaben für Veranstaltungen des letzten Sommers, d. h. an einem Tisch können 10 Personen Platz nehmen, die Höchstgrenze für Besucher liegt bei 400. Da die Inzidenzen in den verschiedenen Landkreisen und Städten jedoch sehr schwanken, haben wir die Veranstaltungsreihe so kalkuliert, dass einige Stationen auch bei nur 200 erlaubten Gästen kostentechnisch ausgeglichen werden können.

DIE KOMPLETTE MUSIKBRANCHE LIEGT BRACH

Hemmt deiner Meinung nach die derzeitige Krise die Kreativität der Kunst- und Kulturschaffenden oder ist es ganz im Gegenteil so, dass ein derartiger Einschnitt auch beflügeln kann und damit Wegbereiter für neue kreative Ansätze ist?

Die komplette Musikbranche liegt brach, nicht nur, weil es keine Veranstaltungen gab, sondern auch weil so lange Zeit kein gemeinsames Proben möglich war. Die fehlende Interaktion untereinander und mit dem Publikum hemmt natürlich die Kreativität. Das Streamen von Konzerten ist nur eine Notlösung.

Es scheint so, als gingen dir und deinem Team die Ideen nicht aus. Im nächsten Jahr soll das Zauberberg Open Air in Perlesreut stattfinden, dessen Premiere wegen Corona nun schon das zweite Mal verschoben wurde, du bist Erfinderin des Rosa Laub Festivals und im letzten Jahr habt ihr das Open Yair Festival in Neuhaus veranstaltet. Woher nimmst du die Kraft und Energie für all diese Vorhaben?

Ich habe mit Christoph und Alexandra ein tolles Team um mich, auf das ich mich zu hundert Prozent verlassen kann. Unsere Maxime lautet, nicht das Problem zu diskutieren, sondern die Lösung! Und man darf nie aufhören zu „spinnen“. Eigentlich war es schon immer so, dass ich die Dinge, die ich mir vornehme, auch umsetze, und scheinen sie auch noch so unerreichbar. Ich habe immer das übergeordnete Ziel vor Augen, Passau zu einem Nashville zu machen mit einer lebendigen Kulturszene, sozusagen zu einem Hotspot der Musik. Und auf dem Weg dahin fallen uns die verrücktesten Sachen ein.

Am Ende eines jeden INNSIDE-Innterviews steht die Flussfrage: Mit welchem unserer drei Flüsse kannst du dich identifizieren und warum?

Das ist definitiv der Inn. Er verbindet meine Heimat Vornbach mit Passau.


VITA

1988 geboren in Passau

2007 Fachabitur an der FOS Straubing – Ausbildungsrichtung „Gestaltung“

2011 Bachelor Innenarchitektur an der Technischen Hochschule Rosenheim

2013 Gründung der Band MACK

2013 Gründung des gemeinnützigen Vereins Kunstwerk e.V.

2013 1. Rosa Laub Festival

2015 engagiertes Mitglied beim Musikförderverein Passau e.V.

2015 Gründung der Band FLOKATI

seit 2017 Geschäftsführerin des Live-Clubs Zauberberg


Die neue rollende Bühne wurde im Beisein von (v. l.) Armin Dickl, Christian Flisek, Marlies Resch, Bernd Sibler und Gerhard Waschler eingeweiht.

DIE STATIONEN DES KULTUR-EXPRESS:

01. – 04. JULI 2021 | PASSAU
15. – 18. JULI 2021 | PLATTLING
23. – 25. JULI 2021 | NEUHAUS AM INN
06. – 08. AUGUST 2021 | PERLESREUT
12. – 15. AUGUST 2021 | DINGOLFING
18. – 22. AUGUST 2021 | DEGGENDORF
25. – 29. AUGUST 2021 | VILSHOFEN
02. – 05. SEPTEMBER 2021 | HAUZENBERG
09. – 12. SEPTEMBER 2021 | KIRCHDORF AM INN
16. – 19. SEPTEMBER 2021 | REGEN
23. – 26. SEPTEMBER 2021 | OSTEROFEN
01. – 03. OKTOBER 2021 | EGGENFELDEN