INNSIDE Innterview: OLIVER LAKOTA

KONTINUITÄT IST WICHTIG FÜR ALLE BETEILIGTEN!

PASSAU | 28. JANUAR 2022

Mit zwei nagelneuen Veranstaltungsreihen bringt der Musiker Oliver Lakota hochkarätige Künstler in die Region. Vom 31. Juli bis 5. August öffnet der Klostergarten in Fürstenzell seine Tore und bietet den perfekten Rahmen für hochkarätige Künstler, von Anna Veit bis Konstantin Wecker. Mitte August, vom 12. bis zum 14., bringt Oliver Lakota mit CRO, Die Fantastischen Vier und der BR-Schlagerparade drei Mega-Events in den Donaupark in Deggendorf. Wir haben mit dem Veranstalter über die Kultur in Zeiten von Corona gesprochen.

Die Fragen stellte Claudia Saller | Fotos: Angelika Warmuth
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Herr Lakota, woher nehmen Sie den Mut und die Zuversicht, in dieser Zeit der wieder steigenden Corona-Inzidenzen Veranstaltungsreihen in dieser Größenordnung zu planen?

Ich denke, man sollte beginnen, mit dem Virus und dessen Wellen zu leben. Mit Absicht habe ich die Hauptschwerpunkte der Veranstaltungen in den Sommer verlegt, weil im kommenden Herbst und Winter erneut eine ähnliche Situation wie vor wenigen Wochen entstehen könnte. Zum Glück haben wir fast alle Fördermittel von 2021 auf 2022 verlängern können, sodass wir für die Sommerkonzerte gut aufgestellt sind. Weitere Sponsoren sind noch neu hinzugekommen, was mich natürlich sehr freut und entsprechend zuversichtlich stimmt. Zudem haben wir inzwischen als pandemiebedingte Investition eine sehr attraktive, eigene Open-Air-Bühne und ausreichend Stühle für insgesamt hunderttausend Euro angeschafft. Diese mobile Rundbogenbühne wird bei den Konzerten im Klosterpark Fürstenzell sowie am Stadtplatz in Deggendorf zum Einsatz kommen. Die Großveranstaltungen im Donaupark in Deggendorf veranstalten wir in Kooperation mit der COFO Entertainment GmbH, da ich die Erfahrung und das Know-how von Oliver Forster wirklich sehr schätze.

Mich hat es die letzte Zeit übrigens überrascht, wie schnell sich das Publikum daran gewöhnt hat, alle Nachweise von 2G Plus zuverlässig dabeizuhaben. Ich hatte eigentlich mit größeren Problemen gerechnet. Man bräuchte aber für die kommenden Großveranstaltungen im Sommer nun dringend eine einfachere Lösung für die Einlasskontrolle. Die CovPass-App ist gut, aber in Verbindung mit Ausweiskontrollen und vielleicht sogar einem tagesaktuellen Testnachweis, ist das alles sehr zeitaufwändig.

Das Donaufestival ist Ihr erstes mehrtägiges Event im Donaupark in Deggendorf. Wie schätzen Sie diese Location als Veranstaltungsort ein, wie viele Konzertbesucher finden hier Platz?

 Bereits im Sommer 2020 hatten wir ein „Corona-Open-Air“ im benachbarten Stadthallenpark in Deggendorf. Damals mit der Band Glasperlenspiel, Michael Schulte und Konstantin Wecker. Es waren die einzigen Pop-Konzerte in ganz Bayern im Corona-Sommer 2020 und sogar die BR-Abendschau berichtete live über dieses Event. Mit dem Donaufestival-Open-Air im Donaupark Deggendorf planen wir nun gemeinsam mit COFO für 15.000 Besucher das wahrscheinlich größte Sommer-Open-Air in Ostbayern. Deggendorf hat eine optimale Verkehrsanbindung und eine tolle Infrastruktur für Formate dieser Größenordnung.

Die Location direkt an der Donau ist ohnehin einzigartig und spricht für einen Erfolg der Veranstaltungen. Übrigens bespielen wir in Deggendorf auch noch eine weitere Location unter freiem Himmel. Am Samstag, den 30.07.2022, findet ein Open-Air für bis zu 1.000 Besucher mit dem Herbert Pixner Projekt auf dem Oberen Stadtplatz in Deggendorf statt. Für Deggendorf spricht auch, dass der Oberbürgermeister und das Kulturamt der Stadt, aber auch der Bezirk Niederbayern und viele private Sponsoren, diese neuen Großprojekte sehr positiv bewerten, was mich persönlich sehr freut.

Ihre Konzerte in der Portenkirche in Fürstenzell sind mittlerweile sehr beliebt, nun wollen Sie in einem fünftägigen Open-Air-Fest auch den dortigen Klosterpark bespielen, wie kam es dazu?

Die Portenkirche ist für mich nach wie vor eine Herzensangelegenheit, aber leider pandemiebedingt derzeit zu klein. Um nicht wieder Konzerte ausfallen lassen zu müssen, suchte ich nach einer Lösung, die sich dann durch Zufall ergab. Ich bin aufgrund der Empfehlung des 1. Bürgermeisters, Manfred Hammer, und unseres Vorstandes, Walter Berchtold (Forum Cella Principum e.V.), auf die Eigentümer des Klosters mit der Bitte zugegangen, ob wir mit den „Meisterkonzerten“ in den Klosterbereich ausweichen könnten, die ja seit fast 20 Jahren eine Fürstenzeller Besonderheit sind. Glücklicherweise wurde diese Idee begeistert aufgenommen. Wir haben daraufhin nicht nur die bereits vorgesehenen Konzerte als „Meisterkonzerte im Kloster Fürstenzell“ in den Festsaal und die bekannte Rokoko-Bibliothek integriert, sondern auch gleich ein mehrtägiges Open-Air in den Klosterpark verlegt (eigentlich wäre dieses Open-Air auf Gut Aichet vorgesehen gewesen). Die Portenkirche bleibt natürlich weiterhin als Veranstaltungsort erhalten.

Die Schirmherrschaft für all diese Konzerte hat Staatsminister Bernd Sibler übernommen, was gerade in diesen schwierigen Zeiten ein wichtiges und mutmachendes Signal ist.

Neben den oben genannten Veranstaltungsreihen finden unter Ihrer Federführung auch viele andere Konzerte statt, worauf dürfen wir uns freuen?

 

Die Plattform donaufestival.de ist unsere Eventreihe, die für ganz Niederbayern ganzjährig ein attraktives Programm verschiedenster Genres anbietet. In Kürze auch Meisterkurse, Workshops und das pädagogische Projekt „Klassik im Pausenhof“ mit Konzerten für Schulen, die vom Kulturfonds gefördert werden.

Neben den Hauptspielorten Fürstenzell und Deggendorf finden auch immer Konzerte in Burghausen und Passau statt. Ich hoffe sehr, dass wir bald wieder Weihnachts- und Neujahrskonzerte in der gewohnten Form durchführen können. Aber nach bereits zwei ungewöhnlichen „Corona-Weihnachten“ entscheiden wir das wohl am besten erst im Herbst und kündigen die Konzerte dann kurzfristig an.

Die Pandemie begleitet uns nun schon zwei Jahre, wie haben Sie als Veranstalter diese Zeit erlebt?

 Wie alle Veranstalter haben wir das Hin und Her mit den vielen, teils sehr kurzfristigen Änderungen miterlebt. Klar, die Situation ist sehr dynamisch und die Unwägbarkeit wird uns noch einige Zeit begleiten. Wir haben aber sehr viel Zuspruch vom Publikum erhalten, vor allem bei den letzten Konzerten, die wir vor (und für) exakt 40 Personen durchgeführt haben. Heidi Pixner ist leider krank geworden. Ansonsten haben eigentlich fast alle Konzerte wie geplant stattfinden können. Zu Gast waren u.a. Manuel Randi, Claudi Arimany aus Barcelona, Florian Koltun aus Aachen, Xin Wang aus China, Pavel Svoboda mit Iva Kramuerová, Cobario, European Brass, und Pia Holy mit den Milestones, die alle vor 40 Personen aufgetreten sind.

Finanziell wurden all diese „Corona-Konzerte“ vom Programm Neustart Kultur, der PNP-Stiftung, der Kulturstiftung des Bezirks, der Sparkasse Passau, der Stadt Passau und von privaten Sponsoren unterstützt. Ich denke deshalb, Kontinuität ist nun sehr wichtig für alle Beteiligten. Für die Künstler, für das Publikum, aber auch für die Unterstützer und Sponsoren.

Sind die finanziellen Hilfen ausreichend? Was hätte die Politik besser machen können?

 Die finanziellen Hilfen sind für uns ausreichend und wirklich hilfreich. Hier hat die Politik alles richtig gemacht. Wichtig wäre nun ein ungefährer (Kultur-)Fahrplan für das nächste Halbjahr, auch wenn die Situation natürlich weiterhin dynamisch bleibt und niemand in die Zukunft sehen kann. Genormte Nachweise wären beispielsweise hilfreich, um 2G Plus leichter und schneller zu kontrollieren.

Sie sind nicht nur Veranstalter, sondern selbst auch Musiker mit internationalen Engagements, wie haben die Lockdowns und Veranstaltungsabsagen Ihre Kreativität beeinflusst?

Die internationalen Engagements beschränkten sich Corona-bedingt auf ein Italien-Konzert im Jahr 2020 und auf einen Auftritt in Prag im Herbst 2021. Alle anderen Konzerte wurden teils kurzfristig verschoben oder abgesagt. Aber in vier Wochen spiele ich wieder ein wichtiges Konzert in Barcelona mit der Pianistin Veronika Böhmova aus Prag, was mich sehr freut.

Alle Länder und Veranstalter haben momentan dieselbe Situation, mit allen damit verbundenen Unsicherheiten und finanziellen Schwierigkeiten. Ich hoffe, es wird irgendwann wieder einfacher, im Ausland zu arbeiten. Immerhin werden die meisten abgesagten Konzerte derzeit neu terminiert. Künstlerisch und kreativ war ich trotzdem sehr aktiv. Es sind einige CD-Aufnahmen entstanden, die man auf iTunes, Amazon oder Spotify hören und downloaden kann.

Am Ende eines jeden Innterviews steht die INNSIDE-Flussfrage: Mit welchem Fluss können Sie sich identifizieren und warum?

 Ganz klar mit der Ilz, da ich direkt am Ilz-Ufer in Hals aufgewachsen bin. Von der Mündung bis zur Quelle bin ich die letzten Jahre oft und gerne an den verschiedenen Flussabschnitten gewandert oder mit dem MTB gefahren. Die niedrige Wassertemperatur beim Baden in Hals ist ohnehin legendär. Umso stolzer war man als kleines Kind, wenn man es trotzdem schaffte, zur Halser Insel und zurück zu schwimmen.

WIR DANKEN IHNEN FÜR DAS GESPRÄCH!