INNSIDE INNTERVIEW | Paul Zauner

MUSIK MACHEN, UM ZU ÜBERLEBEN!

PASSAU | 1. APRIL 2022

Paul Zauner überrascht uns in diesem Jahr mit einem neuen Festivalformat. Zu Pfingsten findet das Inntöne-Tastenfestival statt. Worauf wir uns dabei freuen können und wie es ihm die letzten zwei Jahre ergangen ist, haben wir ihn bei einem Treffen im Café Museum gefragt.


Die Fragen stellte Claudia Saller | Fotos: Claudia Saller
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Mit dem Inntöne-Tastenfestival, das zu Pfingsten auf deinem Hof stattfindet, hast du ein neues Veranstaltungsformat entwickelt. Wie kam es dazu?

Corona hat uns ja gezwungen, das Inntöne in den Sommer zu verlegen. Pfingsten ist aber für viele Besucher ein fixer Termin, um Musik und die besondere Atmosphäre zu erleben, und auch für mich war es ungewohnt, zu Pfingsten keine Veranstaltung zu machen und Menschen hier zu haben. Deshalb habe ich mir überlegt, ein Festival in kleinerem Format zu machen, bei dem die Menschen sich in diesen seltsamen Zeiten wohlfühlen können.

Worauf dürfen wir uns freuen?

Die Konzerte finden in der Scheune statt, mit höchstens 250 Personen, sodass eine gewisse Intimität aufkommen kann, bei der die Menschen sich aber sicher fühlen. Die Qualität des Programms wird darunter aber nicht leiden, den Schwerpunkt bilden Tastenspieler, der Raum ist hervorragend dafür geeignet. Die Musik reicht von Weltmusik bis zum modernen Jazz, ist sehr breit gefächert und ideal geeignet, um Nähe und Verbundenheit herzustellen. Dabei habe ich darauf geachtet, an jedem der drei Tage verschiedene Instrumente auf die Bühne zu bringen, um die Klangfarben harmonisch, aber abwechslungsreich, aufeinander abzustimmen. Musik ist Emotion und um eine Dynamik zu erhalten, müssen sich die Emotionen abwechseln können. Es sollen spannende Momente entstehen.

Am Freitag finden drei Konzerte statt und am Samstag und Sonntag jeweils vier. Mir ist es bei diesem Format wichtig, dass sich die Leute wohlfühlen, deswegen sind die Pausen zwischen den Konzerten länger als sonst üblich. Man kann in Ruhe essen und trinken, spazieren gehen, miteinander reden, verweilen und auch zur Ruhe kommen. Die Menschen sollen nach der schwierigen Zeit, in der fast keine sozialen Kontakte möglich waren, wieder zusammenkommen können.

Jahrelang fand das Inntöne zu Pfingsten statt, bis die Corona-Pandemie es zu einer Freiluftveranstaltung machte, jetzt findet das neue Tastenfestival zu Pfingsten statt. Hat dieses christliche Fest für dich eine Bedeutung?

Pfingsten hat in kirchlicher Hinsicht für mich keine Bedeutung. Als Kinder sind wir wie selbstverständlich in die Kirche gegangen, da gab es nicht die geringste Diskussion darüber. Das Einzige, was mich dabei bewegt hat, war die Musik. Daran habe ich sehr viele emotionale Erinnerungen und das hat mich damals schon geprägt, war es ja auch mein erster Zugang zu Livemusik.

Dass das Inntöne immer zu Pfingsten stattfand ist, ist eher ein Zufall. 1986 habe ich eine neue Band gegründet und Lou Donaldson fragte nach einem Doppelkonzert in Oberösterreich, um sich in Europa wieder mehr in Erinnerung zu rufen. Da sich kein Veranstalter fand, habe ich es selbst veranstaltet, damals in Siegharting, zu Pfingsten, das war der Beginn der Inntöne. Der Zeitpunkt hat sich etabliert, da diese Zeit damals bei uns ansonsten ziemlich ereignislos war. Nach und nach gab’s dann zu Pfingsten mehrere Festivals, durch den Feiertag am Montag ist es ja auch ideal.

Das klassische Inntöne findet in diesem Jahr zum dritten Mal als Open-Air-Festival statt, bleibt dies auch in Nach-Corona-Zeiten auf diese Weise bestehen?

Das Inntöne als Open Air hat sich bewährt. Und ich glaube auch nicht, dass die Menschen kurz- oder mittelfristig bereit sind, sich wie in früheren Zeiten, dicht gedrängt Stuhl an Stuhl in einem Veranstaltungsraum aufzuhalten. Ich empfinde es so, dass das Festival, seit es draußen stattfindet, mehr atmet. Und für die meisten Zuschauer ist es kein Problem, sie sind bestens auf sämtliche Witterungen vorbereitet.

Mit den Konzerten im Café Museum und im Rathaus-Innenhof hast du in der Corona-Zeit immer wieder für Kultur in Zeiten gesorgt, als alles andere brach lag. Woher nimmst du den Antrieb, immer weiter zu machen?

Das ist die Musik, die Energie der Musik! Der Wunsch, Musik zu hören, zu spielen, zu erleben, setzt unglaublich viel Energie frei. Das möchte ich kuratieren, die Auseinandersetzung mit Musik, mit Musik die Gesellschaft zu öffnen und Kommunikation zu ermöglichen, Musik für Jeden zu ermöglichen. Gerade in diesen Zeiten tut die Musik der Seele gut.

Paul, du bist ja nicht nur Veranstalter, sondern auch selbst Musiker, was haben die letzten zwei Jahre mit deiner Kreativität gemacht?

Als Musiker waren die letzten zwei Jahre eine große Herausforderung und ein Ansporn für mich. Meine Musikerkollegen und ich haben die Zeit, in der keine Konzerte stattfanden, zum Proben genutzt und um neue Musik zu erarbeiten. Wir haben uns Projekte vorgenommen und diese ohne Ablenkung verfolgen können, manche haben wir dann durch Streaming mit einem kleinen Publikum teilen können. Durch die intensive Auseinandersetzung hat jeder von uns unheimlich viel dazugelernt und es hat uns einen neuen künstlerischen Schub gegeben. Im normalen Lauf mit Konzerten und Gagen bricht man nur ungern aus seiner Komfortzone aus, die Pandemie hat uns dazu gezwungen und wir haben Musik gemacht um zu überleben.

Die Flussfrage hast du uns schon ganz oft mit dem Inn beantwortet, jetzt möchte ich die Frage anders stellen: Was wünscht du dir von deinem Herzensfluss?

Klares Wasser!

WIR DANKEN DIR FÜR DAS GESPRÄCH!