INNSIDE Künstlerportrait

Manfred von Glehn

4.3.2020


INNSIDE MÄRZ 2020


„DIE FORM GIBT DIE STRUKTUR, UND DIE FARBE GIBT DAS LEBEN“


Die besten Jahre

Matterhorn

Wotan

Wer Gott in der Natur sucht, sollte auf Überraschungen gefasst sein

Der schlafende Kaiser Barbarossa im Kyffhäuser

Arbeiten des Künstlers Manfred von Glehn sind aktuell im
Rahmen der Ausstellung der Künstlergruppe „WOYD“ in der
St.-Anna-Kapelle in Passau zu sehen.
Bildnerisch beschäftigt sich Manfred von Glehn mit Malerei
und Zeichnung. Die Grundstruktur seiner Arbeiten hat er vorab
im Kopf und zeichnet sie spontan auf die Leinwand. Der Malprozess
ist dagegen völlig o en, denn er besteht aus vielen spontanen
Entscheidungen und Zufällen. „Dadurch entwickelt sich eine
Eigendynamik, die an das Verfassen eines Romans erinnert“ so
der Künstler, der genau soviel Zeit mit dem Schreiben – u. a. von
belletristischer Literatur – wie mit dem Malen verbringt. Sein Stil
ist gegenständlich-realistisch. Ihm besteht allerdings nicht daran,
seine Motive möglichst genau, etwa wie bei einem Foto, abzubilden.
Die Herausforderung besteht für ihn darin, die Aura des Gegenständlichen
einzufangen, also jenes eigenartige Flair, das viele
Elemente unserer materiellen Wirklichkeit umgibt. Von Glehn benutzt
hierfür eine besondere Technik, nämlich eine Mischung aus
groben und feinen Pinselstrichen, mit denen die starre materielle
Struktur des jeweiligen Motivs aufgelockert wird. So wirken die Arbeiten
aus einer gewissen Entfernung sehr realistisch, bei näherem
Herangehen jedoch impressionistisch. Thematisch ist das künstlerische
Scha en von Manfred von Glehn breit gefächert. Menschen,
Tiere, Pfl anzen und Landschaften setzt er malerisch ebenso um wie
historische Motive.
Gerne malt er auch Motive aus dem bäuerlichen Leben,
denn sie strahlen für ihn eine besondere archaische Kraft und
Schönheit aus.
Seine eigene Biographie spiegelt sich in den Arbeiten über
Mord, Vertreibung und Adoption wider: Nach der Ermordung seiner
baltischen Mutter durch einen sowjetischen Soldaten kam er
in ein Waisenhaus und wuchs schließlich in Brasilien in einer Pfl egefamilie
auf.
Farbe und Form sind in seinen künstlerischen Arbeiten untrennbar.
Die Form gibt die Struktur, und die Farbe gibt das Leben. Nur
Struktur sei leblos, und nur Farbe sei ein beliebiger Unsinn. Form
und Farbe gehören zusammen, so der Künstler. Für seine Arbeiten
bevorzugt er ein mittleres Format von 80 mal 100 cm.
Er arbeitet gerne in Kunstharz mit Farbpigmenten, daneben aber
auch in Öl, Tempera und Acryl. Die Acryl-Gemälde grundiert er
meistens mit Tempera. Dadurch entstehen schöne Farbkombinationen
und eine strapazierfähige Oberfl äche. Mit seinen Bildern
möchte Manfred von Glehn den Betrachter nicht belehren, sondern
ihm lediglich etwas anbieten.


WOYD
St.-Anna-Kapelle
Heilig-Geist-Gasse 4 Passau
DI-SO 13-18 Uhr
bis 22. März
www.manfred-von-glehn.de


geb. 1942 in Berlin, aufgewachsen in Brasilien

1962 Abitur

1964 Leutnant zur See

1964-69 Studium der Soziologie, Psychologie und Romanistik

1969 Promotion mit einer Dissertation über die Soziogenese von Religion

1979 Habilitation mit einer Studie über die abhängige Entwicklung.

Referent an der Stiftung Wissenschaft und Politik sowie Privatdozent für Soziologie an der Freien Universität Berlin

Berufliche Karriere in der wissenschaftlichen Politikberatung

Zweimalige Unterbrechung der wissenschaftlichen Laufbahn als freier Künstler (in Genua und Hamburg)

2003 Ende der wissenschaftlichen Laufbahn und Beginn der ausschließlichen freiberuflichen Tätigkeit als Maler und Autor belletristischer Literatur

ca. 45 fachliche und belletristische Bücher

Mitglied im Kunstverein Passau und der Künstlergruppe ‚WOYD‘. Gründer und langjähriger Leiter der Rathausgalerie in Hinterschmiding sowie der Galerie ‚Ars Nova‘ in Freyung