INNSIDE Künstlerportrait: Vera Gniffke

„ZEICHNEN IST FÜR MICH AUCH EINE ART DIE WELT UND MENSCHEN BESSER ZU BEGREIFEN“

8.6.2020


INNSIDE | JUNI 2020


Unter dem Titel „Chamäleonische Steinzeitbilder“ sind Arbeiten der Künstlerin Vera Gniffke derzeit in
der Passauer Produzentengalerie zu sehen.


Die Zeichnung ist das Hauptmedium von Vera Gniffke, allerdings setzt
sie sich momentan für das nächste Ausstellungsprojekt „Der Himmel in
dir – Zeig mir deine Seiten“ mit dem Medium „Künstlerbücher“ auseinander.

Diese Kunstform verbindet Buchbindekunst, Zeichenkunst und
Origami miteinander und hat somit Berührungspunkte mit der Plastik.
Für ihre Arbeiten entwickelt die Künstlerin im Vorfeld ein Konzept. Vera
Gniffke bevorzugt eine serielle Arbeitsweise, da sie sich so intensiver
mit dem jeweiligen Thema auseinandersetzen und es von verschiedenen
Perspektiven betrachten kann: „Nach Fertigstellung solcher
Zyklen hab ich also immer etwas gelernt. Zeichnen ist für mich auch
eine Art die Welt und Menschen besser zu begreifen“, so die Künstlerin.

Ihre Zeichnungen sind naturalistisch oder surrealistisch, denn Vera
Gniffke möchte mit ihnen immer auch eine Geschichte erzählen.
Daher haben ihre Ausstellungen stets einen roten Faden und werden
von der studierten Kunsthistorikerin entsprechend konzipiert und von
Texten begleitet. Neben der Kunst des Zeichnens liebt Vera Gniffke
die Kunst des Schreibens. So benutzt sie Sprache etwa um ihre Bilder
besser verstehen aber auch besser genießen zu können. Für sie
ergänzen sich Wort und Bild, denn manches lässt sich besser mit
Sprache ausdrücken, anderes wiederum im Medium der Zeichnung.
Auch wenn in den Arbeiten der Künstlerin immer auch die Farbe eine
Rolle spielt, so steht natürlich die Linie, also die Form im Vordergrund,
denn letztlich macht die Linie, der Strich einen Zeichner aus.

Als Inspirationsquellen dienen Vera Gniffke vor allem Texte oder
Menschen. Zuhören, sich ihrem Gegenüber, Texten oder auch der
Natur öffnen, beschert der Künstlerin eine Fülle von Themen, die
sie bearbeiten kann. Themenschwerpunkte in ihrem künstlerischen
Schaffen sind Gedichte, alte Liedtexte, wie etwa im Gotteslob zu
finden, aber auch die Bibel. Eines von Gniffkes Wunschprojekten ist
es, die ganze Bibel zu illustrieren, die für sie unübertrefflich in ihren
Beschreibungen vom Allzumenschlichen aber auch Göttlichen und
von einer herrlichen Sprachmelodie gekennzeichnet ist.

Ein weiteres Themenfeld sind die unlängst entstandenen Kinderzeichnungen,
in denen sie sich mit Psychologie beschäftigt. Ihren Arbeiten
gibt Vera Gniffke gerne seltsame Titel, mit Wörtern, die sie selbst
erfindet.

Die Arbeiten von Vera Gniffke fordern vom Betrachter sowohl
ästhetisches Empfinden als auch Sinn für Humor. „Wenn der Betrachter
zum Schmunzeln gebracht werden kann, dann hab ich oft mein
eigentliches Ziel erreicht“, sagt die Künstlerin.

Text: Kathrin Schubert


VITA

geb. 1981 in Rotthalmünster
2002 – 2006 Studium der Kunstgeschichte, Kunsterziehung und der Neueren deutschen Literaturwissenschaft an der Uni Passau
2006 Magisterabschluss Kunstgeschichte
2007 – 2008 Leiterin der Mediathek am Lehrstuhl Kunstgeschichte
2008 – 2012 Weiterbildung im Fach Kunstgeschichte in München (LMU und ZI)
seit 2014 selbst künstlerisch tätig
seit 2017 Schwerpunktsetzung auf religiöse Sujets und naturalistische Buntstiftzeichnungen
2018 – 2019 Weiterbildung zur KUNSTgeragogin an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel