Kellergröppe Raab

Österreichs schönster Platz?

20.10.2020


Jahr für Jahr kürt der ORF in einer vielgesehenen Fernsehsendung die schönsten Flecken in Österreich. Heuer dürfen auch die Innviertlerinnen und Innviertler mitfiebern, wenn am Nationalfeiertag der Bundessieger von „9 Plätze – 9 Schätze„ gekürt wird: Die Kellergröppe in Raab hat es bis in Finale geschafft.


Ein verwunschen daliegender Hohlweg, beschattet von hohen Bäumen und gesäumt von 26, in den sandigen Mergel gehauenen Kellern: Das ist die Raaber Kellergröppe. Wer einmal hier war, kann sich dem Reiz des Ortes nur schwer entziehen. So ging es auch dem Team der ORF-Sommerradios, das heuer im Juli Station in Raab machte. Auf Vermittlung der Redaktion bewarb sich die Schärdinger Gemeinde bei „9 Plätze – 9 Schätze“ und verwies im Zuge des Vorentscheids harte Konkurrenten wie die Langbathseen oder die Stillensteinklamm auf die Plätze.

Am Montag, 26. Oktober, geht es beim Österreichfinale ums Ganze. Um 20.15 Uhr auf ORF 2 fällt die Entscheidung, wer sich „Österreichs schönster Platz“ nennen darf. Die Auswahl treffen eine Jury und die Zuseher, die telefonisch für „ihren“ Schatz voten können. An diesem Abend heißt es also nicht nur Daumendrücken; wer den Raabern zum Erfolg verhelfen will, muss auch zum Hörer oder Handy greifen.

Doch unabhängig davon, wie die Sache ausgeht: Ein Gewinn ist die Nominierung auf jeden Fall. Schon im Vorfeld der Entscheidung konnte sich die Kellergröppe über viele Besucher freuen, die diesen Schatz im Herzen des Innviertels selbst in Augenschein nehmen wollten.


Infos & Führungen:
Ernst Spannlang, Tel.: +43/0676/14 514 62
Franziska Remlinger, Tel.: +43/ 0650/75 778 55
eMail: raaber-museen@outlook.com


Das ist die Kellergröppe

Bis zum Jahr 1620 lässt sich die Existenz dieser Kellergasse zurückverfolgen, doch schon im Mittelalter dürften hier Erdställe in den kompakten Sandboden gegraben worden sein. Als es noch keine Kühlmöglichkeiten gab, bewahrten die Keller Obst, Gemüse, Most und vor allem Bier vor dem Verderb. Insgesamt 26 Keller wurden im Lauf der Zeit in die so genannten „Enzenkirchner Sande“ gehauen. Sommers wie winters herrscht hier eine Temperatur von rund acht Grad; dazu kommt eine hohe Luftfeuchtigkeit, was die Keller zu idealen Lagerräumen macht. Um das Bier der ehemals drei Raaber Brauereien gut über den Sommer zu bringen, wurden die Keller im ausgehenden Winter zusätzlich mit Eis aus Bächen und Weihern bestückt.

Aufgereiht sind die Keller entlang einer Art Hohlweg, der „Gröppe“, deren Bezeichnung ebenfalls ein Innviertler Spezifikum ist. Entstanden ist die Gröppe einer gängigen Theorie zufolge durch schwere Karren, Wägen und Zugtiere, die ihre Vertiefungen im weichen Sandboden hinterließen. Starke Regengüsse sorgten dafür, dass der gelockerte Boden immer tiefer eingekerbt wurde und V-förmige Gräben – eben die Gröppen – entstanden. Seit 1997 steht die Raaber Kellergröppe unter Denkmalschutz.
Heute sind noch zwei Keller frei zugänglich, der Rest wird von Baumschulen als Winterdepot für Pflanzen oder von privaten Besitzern als Erdkeller genützt. Die öffentlich zugänglichen, rund 50 Meter tiefen Keller beherbergen das Biersandkellermuseum und einen Eiskeller, in dem gezeigt wird, wie einst die Kühlung mit Eisblöcken funktionierte.

Fotos: Bierregion Innviertel