Kletterspielplatz: Kunst, Kultur und Konzeption verschmelzen

Auf dem Gelände der Landesgartenschau entsteht ein einmaliger Spielbereich

FREYUNG | 8. NOVEMBER 2022

Rutsche, Schaukel, Wippe, Sandkasten – das fällt einem sofort zum Thema Spielplatz ein. Zu kurz gedacht, wenn sich KuKuk mit der Planung eines Spielbereiches beschäftigt. KuKuk steht für Kunst, Kultur und Konzeption. Das Stuttgarter Unternehmen entwickelt, plant und baut europaweit einzigartige Spielplätze für Menschen jeden Alters und bringt Kunst, Raum und Örtlichkeit in Einklang. KuKuk GmbH hat den europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb für die Bayerische Landesgartenschau 2023 in Freyung gewonnen. Auf dem Geyersberg wächst mit jedem Tag mehr und mehr ein multifunktionales, skulpturales Spielobjekt - der Kletterspielplatz - in den Himmel.

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Auf dem Geyersberg wächst mit jedem Tag mehr und mehr ein multifunktionales, skulpturales Spielobjekt – der Kletterspielplatz - in den Himmel. | Foto: lgs2023

Die hochgelegene Gartenschau, der Wald, die Natur – das waren die Ausgangspunkte für das Planungsteam bei KuKuk. Jedes KuKuk-Objekt ist einzigartig, unverwechselbar. Große und kleine Menschen sollen sich angesprochen fühlen, die Umgebung und sich selbst wahrnehmen, Kreativität und Phantasie gefördert, zur Bewegung animiert – kurz alle Sinne angesprochen werden. Und das gelingt auf dem Geyersberg durch die kunstvolle Gestaltung eines einzigartigen Erfahrungs- und Spielraumes auf fast 800 Metern Höhe.

Ein Team aus den Bereichen Hoch- und Landschaftsbau, Kunst, Bühnenbild und Produktdesign sammelt Ideen, tauscht sich aus, baut dreidimensionale Modelle. Alexandra Komarovskaya ist bei KuKuk Projektleiterin für den Kletterspielplatz. „Ich habe mich von der wunderschönen Gegend und Umgebung inspirieren lassen: Weitsicht, Wolken, Nebenschwaden, der Wald im Hintergrund.“ Dann beginnt für sie der Kreativprozess. Aber wie lässt sich dieses Kopfkino umsetzen?

Immer mehr nehmen diese Bilder, aus denen der Planungsentwurf für die Landesgartenschau entstand, Gestalt an. 30 Tonnen Robinienholz wurden in letzten Wochen auf den Geyersberg geliefert. Keine einfache Aufgabe. Mit großen Geräten kann nicht gearbeitet werden: alles Handarbeit. Der Kletterspielplatz ist auf dem Parkdeck am Geyersberg auf 300 Quadratmetern angesiedelt. Er nimmt die Topografie auf und setzt das Thema Bergsteigen spielerisch um. Mit jedem Höhenmeter nehmen Anforderung und Schwierigkeitsgrad zu. Kinder, Jugendliche und Erwachsene spricht der „Anstieg“ gleichermaßen an. Besonderes Augenmerk gilt der Einbindung von Menschen mit Behinderung. Auch sie können viele Sinneserfahrungen machen, sich in der Klangwolke mit Naturklängen umhüllen, im Wolkenspiegel das faszinierende Himmelsbild bewundern oder träumend den Himmelsblick genießen.

Zweigbaldachine, Wolken, Baumwipfel, Nebelvorhang, Klangwolke, Wurzelskulptur, Liegetunnel, Himmelsleiter, Wolkenspiegel, Wurzelbänke, Wolkenrutsche – klingende Namen für die einzelnen Spielbereiche. Diese sind abwechslungsreich, vielfältig, auf verschiedenen Ebenen und für verschiedene Leistungsniveaus geplant. Um Illusion zu erzeugen und die eigene Vorstellungskraft anzuregen, verwendet das Planungsteam Spiegelstreifen aus Edelstahl. Mit grünem Acrylglas bilden sie Nadelgehölze nach. Transparente, bläuliche und matte Streifen suggerieren Nebelwolken und Nebelvorhang. Komplexe und dynamische Strukturen ermöglichen vielfältige Sinneswahrnehmungen, fördern die Wirklichkeitserfahrung und den ganzheitlichen Umgang mit der Umwelt.

Mitverantwortlich für die Umsetzung vor Ort am Geyersberg ist Bauleiter Andreas Schubert. Die Robinienhölzer in unterschiedlicher Länge passen er und sein Team in das Gelände ein. Jede Holzstehle ist durchnummeriert, hat im Modell seinen festen Platz, ist statisch berechnet. Die höchste Stehle misst 10 Meter, die verbaute Höhe liegt zwischen 7 und 8 Metern. Wie ein dreidimensionales Puzzle nehmen nach und nach die Vorstellungen und Planungen Gestalt an. Es ist ein herausforderndes Projekt. Aber das reizt auch den Bauleiter: „Wir sind ein lustiges Team. Es macht Spaß mit Holz zu arbeiten, zu gestalten und zu sehen, wie sich etwas entwickelt.“

Wippen, wackeln, balancieren, schaukeln, hangeln, klettern, rutschen – angepasst an die unterschiedlichen Altersgruppen – verspricht Spaß auf 300 Quadratmetern. Der Eingangs- und Sinnesbereich in den Kletterspielplatz richtet sich an die Kleinen mit niedriger Kletterhöhe und einer Kleinkindrutsche. In der Waldkulisse mit Kletterwolke, Röhrenrutsche und Liegenetzen geht es dann schon auf bis zu 5 Meter Höhe. Freiklettern ist bis zu 3 Metern ab Bodenkante erlaubt. Über 3 Metern sichern durchgängige Netze aus Herkulestau die „Kletterer“. Vor Ort wird ausgemessen, ausprobiert, geprüft – und erst dann geht es an die Anfertigung der Netze. Noch dieses Jahr soll alles fertig sein. Nach der Abnahme durch den TÜV wird der gesamte Spielbereich mit sich verzahnenden Hackschnitzeln aufgefüllt. Und dann kommt der spannende Moment für das Planer- und Umsetzungsteam des Kletterspielplatzes: Wie wirkt das multifunktionale, skulpturale Spielobjekt in der Umgebung? Fest steht schon heute – der Kletterspielplatz wird ein Highlight nicht nur während der Gartenschauzeit vom 25. Mai bis 03. Oktober 2023. Als dauerhaftes Objekt wird es noch viele Jahre große und kleine Menschen auf den Geyersberg ziehen und begeistern – ganz nach dem Motto Wald.Weite.Wunderbar.