Kontroverse Scheuer-Statue in Passauer Innenstadt aufgestellt

Kunstaktivist:innen des Kollektivs "Mähwerk" kritisieren Umweltzerstörung der CSU

PASSAU | 22.9.2021


Am Dienstagabend stellten Aktivist:innen des Kunstkollektivs „Mähwerk“ am Rindermarkt in Passau eine Statue auf, die den Passauer CSU-Direktkandidaten und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer mit heruntergelassener Hose zeigt, der auf eine Weltkugel uriniert.
Für die feierliche Enthüllung lud das Kollektiv anonym zu einer Kunstgala vor Ort.


 

Mit einer Statue des CSU-Direktkanditaten Andreas Scheuer mit heruntergelassener Hose kritisiert das Kollektiv „Mähwerk“ die Umweltpolitik der CSU | Foto: Lynn Ries

 

Am Dienstagabend gab es für Passant:innen am Rindermarkt ein großes Spektakel zu bewundern. Was zuvor wie alltägliches Ausladen von Möbeln wirkte, wurde plötzlich zum Aufbau einer kontroversen Statue – später umringt von einer Gruppe Menschen in Abendgarderobe mit Sektgläsern in der Hand. Mit ihrem Werk „Auf der Überholspur in den Abgrund“ will das Kunstkollektiv Mähwerk laut einer Pressemitteilung auf politisches Versagen der CSU und ihres Passauer Direktkandidaten Andreas Scheuer aufmerksam machen – auch in der besonders klimarelevanten Verkehrspolitik.

„Der Maut-Skandal, der die Steuerzahlenden Milliarden gekostet hat; die fehlenden Investitionen in die Schiene; die Weigerung, sich mit Umweltverbänden zu treffen; der unstillbare Durst nach Waldrodungen für neue Autobahnen – Andreas Scheuer steht für eine Politik aus der Steinzeit, eine Politik für Autokonzerne und gegen Menschen! Es ist ein
Wunder, wie er sich mit dieser katastrophalen Performance der vergangenen Jahre immer wieder von Skandal zu Skandal retten konnte“, findet eine Aktivistin (38) von Mähwerk, die unter ihrem Künstlernamen Lila auftritt, deutliche Worte.

Dass die Statue mit Zement gefüllt ist, soll auch auf das politische Vermächtnis des Bundesverkehrsministers hinweisen: „Neue Autobahnen – noch mehr Klima- und Umweltzerstörung. Scheuer steht über einer Weltkugel und uriniert symbolisch darauf – achtlos und ohne schlechtes Gewissen den Menschen gegenüber, die dadurch unter dem Verlust ihrer
Lebensgrundlagen leiden müssen“, so Frank, ein weiterer Aktivist des Kunstkollektivs.

„Kunst ist wichtig für politische und gesellschaftliche Prozesse, weil sie die Betrachter:innen dazu animiert, selbst nachzudenken und nicht nur politischen Parolen zu glauben. Das Kunstwerk überrascht und schockiert. Diese Reaktion geht mit der Frage einher: Warum fühle ich mich gerade so? Das kann Wahlgewohnheiten und Fehlvorstellungen zu Parteien ins Wanken bringen“, erläutert Lila. „Ich meine, was ist eine Partei, die sich angeblich für Heimat einsetzt, wert, wenn ihr unsere Zukunft egal ist?“


INFORMATION
„Mähwerk“ ist ein Kunstkollektiv, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, durch kontroverse Kunstprojekte und artistischen Aktivismus auf gesellschaftliche Probleme wie die Klimakrise und die Zerstörung der Ökosysteme aufmerksam zu machen und für diese zu sensibilisieren. Durch die dargestellte Kunst sollen Menschen auch dazu angeregt werden, sich eine lebenswerte Welt vorstellen zu können.

Die Statue ist eine komplett mit Zement ausgegossene Schaufensterpuppe im Anzug mit einem modellierten Gesicht und Brille von Andreas Scheuer und heruntergelassener Hose. Sie ist im Schritt mit einer Stahlstrebe, die mit einer gelben Lichterkette umwickelt ist, mit einer massiven Beton-Kugel verbunden, die wie eine Weltkugel bemalt ist. Die Statue
steht auf massiven Beton-Sockel, in den „Mähwerk“ eingraviert ist. Das Kunstwerk trägt den Titel: „Auf der Überholspur in den Abgrund“ (ist auf einem Schild zu sehen). Andreas Scheuer trägt ein Ansteckschild mit seinem Namen auf dem Layout
einer fiktiven Veranstaltung: „Stammtisch der Autolobby 2021“. 50 Leute versammelten sich zur Kunstgala am Abend für einige Stunden um die Statue auf einen Sekt.

Die Aktion war nicht mit den Behörden abgesprochen.