Mit Breze und Goldpomeranze zum Erfolg

Fürstenhof-Azubi schafft zweiten Platz bei bundesweitem Kochwettbewerb

BAD GRIESBACH | 18. NOVEMBER 2021


Raus aus der niederbayerischen Idylle, hinein ins wimmelnde Berlin: Kevin Bruckmeier
(22), Koch-Azubi im Hotel Fürstenhof in Bad Griesbach-Therme, hat zusammen mit seiner Klassenka-
meradin Julia Pöhls (21) aus Passau in der Bundeshauptstadt gekocht. Ihre Mission: ein Sieg beim ersten
deutsch-israelischen Kochwettbewerb für Auszubildende. Insgesamt acht Teams aus ganz Deutschland
waren zum Endausscheid eingeladen worden. Zwei Mannschaften kamen ins Finale. Darunter Kevin
Bruckmeier und Julia Pöhls alias »Oachkatzlschwoaf«. Ihre Waffe: die Kombination aus bayerischer und
israelischer Küche. Ihr Lohn: der zweite Platz. Und ganz viele neue Erfahrungen.


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Die Kamera schaut zu: Julia Pöhls und Kevin Bruckmeier während des Wettkochens in Berlin. Foto: Lehmhus/GOVET
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Zurück im Fürstenhof: Koch-Azubi Kevin Bruckmeier mit seinem Chef Manfred Eigner. Foto: Quellness & Golf Resort Bad Griesbach

Es braucht nicht nur Können, sondern auch Mut, Ehrgeiz und Engagement. Der Vilshofener Kevin Bruckmeier, Koch-Azubi im 3. Ausbildungsjahr im Hotel Fürstenhof des Quellness & Golf Resort, und seine Berufsschul-Klassenkameradin Julia Pöhls aus Passau haben das alles. Die beiden Auszubildenden nahmen am ersten deutsch-israelischen Kochwettbewerb für Auszubildende (siehe Kasten) teil – aus eigenem Antrieb. In der Karl-Peter-Obermaier-Schule hatten sie von dem Contest erfahren – und sich schnell dafür entschieden, den Mehraufwand neben Schule und Arbeit auf sich zu nehmen. Ein Riesenabenteuer. Los ging alles mit einem Bewerbungsvideo, das die Teams selbst drehen und einschicken mussten. Kevin und Julia präsentierten sich in ihrer Berufsschule sowie am Oberhaus in Passau (zu sehen bei Youtube).


Dann ging es ans Kreieren ihres Drei-Gänge-Menüs. Dafür durften die Azubis aus 150 Zutaten auswählen, um ein deutsch-israelisches Essen zusammenzustellen. »Zwischenzeitlich waren wir schon mal ein bisschen verzweifelt, weil die Israelis ganz anders kochen als wir und viele Gewürzmischungen und orientalische Gewürze verwenden. Da mussten wir erst viel ausprobieren«, berichtet Kevin.
Die beiden wollten eine kulinarische Reise unternehmen – von der bayerischen Vorspeise über den gemischten Hauptgang zur israelischen Nachspeise. Die bayerischen bzw. regionalen Komponenten waren die Breze sowie die Passauer Goldpomeranze. Sie ist die einzige Zitrusart, die nördlich der Alpen während des Winters im Freien überleben kann. 30 Bäumchen wachsen im Passauer Stadtgebiet – eines davon im Garten der Berufsschule. „Wir wollten gerne die Bitternote der Goldpomeranzen miteinarbeiten“, berichtet Kevin. Eine Herausforderung, denn die Zitrusfrucht ist unheimlich bitter. Hier war Experimentieren angesagt.


Doch schließlich waren die beiden angehenden Köche zufrieden.
Ihr Menü: Als Vorspeise zauberten sie einen Brezenknödl, gefüllt mit Dattel-Zwiebel-Confit und in Petersilienbröseln gebacken, und setzten ihn auf eine Sauerkrautcreme. Dazu gab es ein Senf-Espuma sowie Dreierlei von der Karotte. »Wir wollten einfach bleiben, aber qualitativ Hochwertiges zeigen«, erklärt der 22-Jährige. Zum Hauptgang gab es confiertes Welsfilet in einem kräftigen Kräuteröl, die Abschnitte wurden in einem Rote-Linsen-Fisch-Falafel verarbeitet. Dazu kamen die israelische, scharfe Gewürzpaste Craimeh, eine Soße aus Goldpomeranzen, frische Feigensalsa und als Beilagen ein Kürbis-Ingwer-Flan sowie Erbsen-Minz-Püree. Zum Abschluss gab es ein israelisches Honigküchlein mit Tahini-Mus, dazu Quittenragout sowie ein Kichererbsen-Koriander-Eis. „Das ist eigentlich zufällig entstanden, als wir mit den Zutaten experimentiert haben. Uns blieben die Kichererbsen übrig, und wir kamen auf die Idee, daraus ein Eis zu machen“, berichtet der Fürstenhof-Azubi. Als Signatur setzten die beiden ein Gebäck in Form eines Eichkätzchens oben drauf. Das Menü kam in Berlin sehr gut an, dennoch zogen sie am Ende gegen ein Team aus Kiel den Kürzeren.


Stolz sind Kevin und Julia trotzdem: »Bis auf ein paar Kleinigkeiten hat alles super geklappt, wir waren auf den Punkt konzentriert und konnten unsere Leistung trotz der besonderen Bedingungen mit vier Kameras abrufen. Das hat uns Selbstvertrauen gegeben.« Doch nicht nur die beiden Berufsschüler sind begeistert: »Ich bin sehr stolz, dass wir so tolle Azubis wie Kevin haben, der viel Eigeninitiative und Ehrgeiz mitbringt und sich für seine Ziele einsetzt. Das unterstützen wir gerne!“, sagt Regionaldirektorin im Quellness & Golf Resort, Irene Mayer-Jobst. Auch Fürstenhof-Küchenchef Manfred Eigner lobt die Motivation seines Lehrlings – und sieht auch die Früchte der Arbeit. »Kevin war am Anfang seiner Ausbildung eher introvertiert. Inzwischen ist er sehr gewachsen – durch seine Arbeit bei uns und auch durch den Wettbewerb.« Kevin und Julia haben für ihren zweiten Platz also nicht nur jeweils einen Sachpreis (Profi-Messerset) sowie eine Einladung zur Nationalmannschaft der Köche erhalten, sondern auch viel gelernt. In der Hauptstadt – für die Heimat


HINTRGRUND:

Am Wettbewerb „We future chefs“ konnten Koch-Auszubildende im zweiten und dritten Lehrjahr teilnehmen. Die acht Teams mit den besten Einsendungen wurden zum Workshop nach Berlin eingeladen, der virtuell mit dem zeitgleich stattfindenden Workshop in Israel verbunden war. Bekannte Kochprofis aus Deutschland und Israel vermittelten den Teilnehmenden zudem exklusives Wissen über neueste Trends.


Während der Workshops präsentierten die Teams einer Fachjury das von ihnen kreierte Drei-Gänge-Menü. Die beiden Teams mit den besten Kreationen bereiteten diese Menüs im Anschluss für die Jury zu. Hauptpreis war eine Reise ins Partnerland. Ausrichter war die Zentralstelle der Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation (GOVET) im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), gemeinsam mit den israelischen Partnern.