Oby’s Opinion

Zukunft braucht Erinnerung


Mit großem Aufgebot wurde die zentrale Holocaust-Gedenkfeier,
anlässlich der Befreiung des KZ Ausschwitz vor 75 Jahren, in Passau abgehalten. Die Bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner hielt die Rede und das Bayerische Fernsehen übertrug live.

So unbestritten wichtig dieser Gedenktag ist, gerade in Zeiten, da sich die ewig Gestrigen wieder regen im Land, so erstaunt kann
man sein, warum gerade in Passau eine solche Feier abgehalten wird. Sicher, es ist die erste, die mit Vertretern der drei Länder
Oberösterreich, Südböhmen und Bayern gemeinsam begangen
wird. Aber wäre da nicht beispielsweise Linz mit seinem großen
KZ Mauthausen vor der Tür der geeignetere Ort gewesen?

Ausdrücklich werden die drei Außenlager Mauthausens in Passau
erwähnt und so ein Bezug hergestellt. Dieser Bezug bringt aber
auch Probleme mit sich! Passau tat sich schon immer schwer
mit der Auseinandersetzung mit seiner Rolle in der Nazizeit. Man
denke nur an die Schwierigkeiten, die Anna Rosmus als „schreckliches Mädchen“ in ihrer Heimatstadt hatte. Oder die langen Kämpfe um das heute so selbstverständliche Denkmal an der Innpromenade. Oder die Schwierigkeiten, die man mit den sogenannten Stolpersteinen hatte. Diese Zeiten sind lange vorbei,
könnte man einwenden. Aber gerade diese Außenlager Mauthausens sind in Passau wenig bekannt und noch weniger erforscht.

Ein kümmerliches Dasein fristet ein nicht besonders gelungener
und versteckt liegender Gedenkstein an der Oberilzmühle. Die
Zahnradfabrik, als Nachfolger der Waldwerke Passau, hat dieses
unrühmliche Kapitel ihrer Geschichte bisher eher vernachlässigt.
Es wäre schön, wenn diese zentrale Dreiländergedenkfeier, die
sogar eine Erinnerungstafel an der Uni erhalten hat, auch dazu
führen würde, sich mit diesen Kapiteln der Passauer Geschichte
eingehender zu beschäftigen.