Wiener Schule des Phantastischen Realismus

Werke aus der Sammlung Infeld zu sehen im Schütz Art Museum

ENGELHARTSZELL | 7. MÄRZ 2023

„Wien war ein Alptraum“, erregte sich Ernst Fuchs über die heimische Kunstszene nach 1945. „Das lemurische Wesen des Zerfalls hatte hinter der Maske des wirtschaftlichen Aufbaus zugenommen.“ Als Professor an der Akademie der Bildenden Künste regte Albert Paris Gütersloh seine Studenten an, sich mit der traditionellen Lasurmalerei, mit Ikonografie, mit den „Alten Meistern“ und deren Techniken zu befassen. Ergebnis dieser Strömung in Fusion mit Manierismus und Surrealismus à la Dalí und Picasso war eine einflussreiche Gruppe mit dem einprägsamen Namen „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“; eine Wortschöpfung des  Kunstkritikers Johann Muschik. Protagonisten waren Ernst Fuchs, Anton Lehmden, Arik Brauer, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Maître Leherb.


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Arik Brauer | Die letzte Habe |Öl auf acrylgrundiertem Papier | 57 x 82,5 cm | Sammlung Infeld
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Peter Proksch | Der Garten Eden | Harzöl und Eitempera auf Holzfaserplatte | 100 x 100 cm | Privatbesitz Prof. Josef Schütz
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Benedetto Fellin | Bildnis Margarethe und Peter Infeld | Öl auf Hartfaserplatte | 70 x 90 cm | Sammlung Infeld

Unbeirrt von Strömungen abstrakter Malerei schufen sie surreale Sujets, die oft von Traumvisionen, Mythen oder okkulten Lehren beeinflusst waren. Lexikalisch wird der Stil als „manieristisch, grotesk-figürlich wirkende Malerei, die thematisch in eine phantastische, erotische, apokalyptische und/oder mystische Traumwelt eintaucht“, beschrieben. Immerwährende Themen der lose verbundenen Künstler sind fantasievolle, übersinnlich-sinnlich-erotische, mystische Motive, antike Mythen, kosmische Träume, alttestamentliche Fabeln und apokalyptische Visionen – durch ironische Brechung verfremdet, ins skurril Groteske, Surreale gesteigert.

Hauptvertreter waren manieristisch malende Künstler, deren Feinmalerei in einem psychologisierenden Stil, weder rein abstrakt noch starr realistisch war. Der Unterschied zwischen dem Surrealismus eines Salvador Dalí, eines Edgar Jené und dem Phantastischen Realismus liegt im intuitiven, unbewussten, triebhaften und irrationalen Zugang zur Kunst auf der einen und einem zielgerichteten und durchdachten Schöpfungsakt auf der anderen Seite. Heute subsummiert man unter dem Terminus die prägende Künstlergeneration rund um Fuchs, Brauer, Hausner, sowie deren Schüler und Nachfolger wie Benedetto Fellin, die durch einen figurativen, surreal-manierierten Stil und die kategorische Ablehnung der Abstraktion verbunden sind.

Der Grundstein für die Sammlung Infeld – eine der größten Privatsammlungen Österreichs – war die „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“. Eine Ausstellung im Jahr 1965 gab dazu den Anstoß für Peter Infeld: „Mir hat die akribische Malweise, das Zurückgehen zu altmeisterlichen Techniken, die Beschäftigung mit der Psychoanalyse gefallen. Dieses Sammelsurium an verschiedenen Gedanken, die mir fremd waren, hat mich dazu bewogen zu kaufen. Es entwickelte sich von Anbeginn an eine herzliche Beziehung zu den Malern, zu den Menschen, die ihren eingeschlagenen Weg unbeirrbar weitergingen. (...) Ich wollte Sicherheit geben in deren Qualität. Wohin immer der Maler hingeht, ich werde folgen.“

Das SCHÜTZ Art Museum präsentiert nun Schlüsselwerke der Wiener Phantasten aus der Sammlung Infeld, z.B. Adam massiv“ (1969) und „Adam, gib acht! (1966) von Rudolf Hausner, Arbeiten von Ernst Fuchs (“Der Gekreuzigte zwischen dem Versucher und dem Engel der Tröstung“, 1951), Anton Lehmden („Schwebende Edelsteine“, 1951-52), Arik Brauer („Die Nubierin“, 1957-1960) und Wolfgang  utter („Die Braut des Drachen“, 1966-1967). Werke von Fritz Janschka, Peter Klitsch, Maitre Leherb, Anton Lehmden, Wolfgang Hutter, Greta Freist und weiteren Künstler der „zweiten und dritte Generation“ spannen den Bogen des Wiener Phantastischen Realismus bis zu Benedetto Fellin, dessen Arbeiten der zweite Teil der Ausstellung gewidmet ist. Der Schüler Rudolf Hausners sagt von seinen Gemälden: „In erster Linie geht es mir in der Kunst, neben Spiritualität, um sinnliche Ästhetik. Vorrangig bin ich getrieben vom Versuch, Schönheit in ein Bild zu zaubern. Ich möchte natürlich versuchen, alles als Einheit zu sehen und zu leben – Kunst, Leben, Sein.“


SCHÜTZ ART MUSEUM

NIBELUNGENSTRASSE 36 | 4090 ENGELHARTSZELL

BIS 17. SEPTEMBER 2023

DI - SO | 10 - 18 UHR