In einer tunnelförmigen Anordnung suchen Ayala Shoshana Guys Monotype-Arbeiten nach dem Unerzählten in alltäglichen Routinen und Tagträumen. Diese wiederum finden ihre Existenz durch einfache, sich wiederholende Gesten von Farbe, die auf das Papier gepresst wird (oder durch ihre Subtraktion).
Am Ende dieses Tunnels - als Verheißung oder Ruine von etwas Verlorenem - steht die Arbeit “Ziehe dich aus” (2017) von Mari Iwamoto. Aus alltäglichen Materialien geschaffen und durch ihre mühsame und sorgfältige Bearbeitung halten Maris Skulpturen einen Raum, der nur eine Handbreit von der alltäglichen Erfahrung entfernt schwebt. Brutal und zerbrechlich, offenbart ihre Arbeit dem Betrachter wechselnde Schichten von Gewalt und Zärtlichkeit, Zusammengehörigkeit und Einsamkeit.
Die Arbeiten bleiben einander fremd, und doch entsteht durch ihre Gegenüberstellung ein Dialog. An diesem Ort des Dazwischen, durch die Betrachtung von Licht und Schatten, Form und Farbe.
KULTURMODELL PASSAU | DONAURAUM
30. NOVEMBER - 11. DEZEMBER 2023
MI - SO | 14 - 17 UHR
ERÖFFNUNG: DO | 30. NOVEMBER | 18 UHR
Über die Künstlerinnen:
Mari Iwamoto ist 1986 in Tokyo geboren. Nachdem sie am Hikomizuno College of Jewelry ihr Studium absolvierte, ging sie nach München, um an der Akademie für Bildende Künste beim Prof. Otto Künzli zu studieren. Anschließend absolvierte sie ihr Diplom unter Betreuung von Prof. Karen Pontoppidan. Ihre Arbeit thematisiert das Lebensgefühl der jungen japanischen Generation, sowie das Problem der Individualität in der großstädtischen Wirklichkeit. „Zieh dich aus“ (2017) thematisiert das Problem der individuellen Identität und zeichnet den Gang der Sozialisierung nach. Der Mensch gibt seine natürliche Bestimmung auf, um in einer gesellschaftlich definierten Umgebung Schutz zu finden. Dieser Prozess hinterlässt aber die dunkle Empfindung einer Leerstelle, die auf eine authentische Individualität wartet.
Ayala Shoshana Guy ist 1992 in Jerusalem geboren. Sie erhielt ihren BfA in Bildender Kunst von der Bezalel Academy of Arts and Design, Jerusalem, und ihren Master-Abschluss in Zeit-basierten Medien von der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig (Klasse von Prof. Clemens von Wedemeyer). Ihre künstlerische Arbeit dreht sich um Verlusterfahrungen, die kollektive und persönliche Erfahrungen prägen. "Endless Dorf" (2023 - fortlaufende Serie) entstand aus dem Traumbild eines kleinen Vorortes, der alle Qualitäten eines Dorfes hat, aber endlos und damit unentrinnbar ist. In dieser kafkaesken Welt, die keinen Anfang und kein Ende kennt und immer am Rande des Werdens/Zerstörung steht, verrichten spinnenartige menschliche Wesen ihre täglichen Routinen. Vor dem Hintergrund der aktuellen gewalttätigen Weltereignisse und durch den sorgfältigen Einsatz von Monotypie-Drucktechniken erkundet Ayala die Themen Zugehörigkeit, Trennung und Warten auf einen unvermeidlichen Verlust.