Maria Lassnig | Die Sammlung Klewan

PASSAU | 14. MÄRZ 2024

Maria Lassnig (1919–2014) zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart. Ihr Hauptsujet sind Selbstporträts, die auch ihr Äußeres abbilden, im künstlerischen Fokus steht aber die Übersetzung ihres Körperempfindens in Bilder. Den Entstehungsprozess ihrer „Körpergefühlsbilder“ beschreibt sie als Kampf gegen das Spiegel- oder „Erinnerungsbild“, das es zugunsten der Wahrnehmung des reinen Körpergefühls „auszulöschen“ gelte.

Selbstporträt mit Ordenskette | 1963 | Öl auf Leinwand

Fruchtbarkeit | 1964 | Öl auf Leinwand

Herbstselbstporträt | 1978 | Aquarell und Gouache auf Papier

Brettl vorm Kopf | 1967 | Öl auf Leinwand

Auch die Farben vergibt Lassnig nach ihrer Empfindung: „Die Stirne bekommt eine Gedankenfarbe, die Nase eine Geruchsfarbe, Arme und Beine Fleischdeckenfarbe; es gibt Schmerzfarben und Qualfarben, Druck-und Völlefarben, Streck- und Pressfarben, […] – das alles sind Wirklichkeitsfarben.“

Die ausgestellten „Sesselselbstporträts“ und „Monster-Bilder“ aus den 1960er-Jahren veranschaulichen dies. Arbeiten auf Papier aus den 1970er- bis 1990er-Jahren zeigen ebenfalls größtenteils Selbstporträts; dazu kommen Eindrücke aus der New Yorker Zeit (1968–1979), Reiseerlebnisse u. a.

Ab den 1980er-Jahren wird Maria Lassnig im Kontext des neuen Interesses an figurativer Malerei international anerkannt. 1980 bespielt sie mit Valie Export den Österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig, 1982 nimmt sie an der documenta 7 teil, 2013 wird sie auf der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.

Alle Exponate sind Leihgaben aus der Sammlung von Helmut Klewan, der 1981 in seiner Münchener Galerie die erste Lassnig-Ausstellung in Deutschland gezeigt hat. Er erinnert sich: „Man musste ihr jedes Bild abschwatzen. Ölbilder hat sie mir lieber in Kommission gegeben, als dass sie sie verkauft hätte. Das Bewusstsein, ein Bild nicht mehr zurückzubekommen, war für sie unerträglich. Zum Glück ist sie fast 95 geworden und hat ihren Weltruhm noch erlebt.“

8.9.1919 | Geburt als uneheliches Kind in der kleinen Kärntner Gemeinde Kappel am Krappfeld in Österreich; wächst bis zum 6. Lebensjahr bei der Großmutter auf

1925 | Umzug der Familie nach Klagenfurt; Lassnig besucht die Ursulinen-Klosterschule; aufgrund ihres großen Zeichentalents erhält sie bis 1929 ihren ersten Zeichenunterricht

1939 | Matura mit Auszeichnung

1939-40 | Einjährige Ausbildung zur Volksschullehrerin

1940-41 | Arbeit als Volksschullehrerin in einer Kärntner Bergschule; im Wintersemester Aufnahme an der Akademie der Bildenden Künste in Wien; Studium der Malerei in der Meisterklasse von Wilhelm Dachauer, der Lassnigs farbige, expressive Malweise als „entartet“ bezeichnet; Fortsetzung des Studiums bei Ferdinand Andri und Herbert Boeckl

1945 | Akademie-Diplom; Rückkehr nach Klagenfurt

1947 | Eröffnung des ersten Ateliers, das zum beliebten Treffpunkt von Malern und Dichtern wird

1948 | Erste Einzelausstellung in Klagenfurt in der Galerie Kleinmayr; Bekanntschaft und Partnerschaft mit Arnulf Rainer (*1929)

1951 | Umzug nach Wien; Kontakte mit Literaten der avantgardistischen „Wiener Gruppe“; Stipendien-Aufenthalt in Paris (in Begleitung von Arnulf Rainer); Begegnungen mit André Breton, Paul Celan und Benjamin Péret; in Wien gemeinsam mit Arnulf Rainer, Wolfgang Hollegha, Josef Mikl und Markus Prachensky im Kreis der Galerie nächst St. Stephan um Otto Mauer

1961-68 | Lebt vorwiegend in Paris; Entstehung erster „Körperempfindungs-Bilder“ („body awareness paintings“), die nicht das Gesehene, sondern das Gefühlte wiedergeben; dieses Bildthema beschäftig Lassnig fortan lebenslang

1964 | Tod der Mutter, den Lassnig in ihren Bildern verarbeitet

1968 | Umzug nach New York City

1970 | Zeichentrick-Kurs an der New Yorker School of Visual Arts

1980 | Rückkehr nach Österreich; Übernahme einer Professur an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien (als erste Frau in Österreich) bis 1997

1981 | Erste Einzelausstellung in Deutschland in der Galerie Klewan in München

1982 | Teilnahme an der documenta 7 in Kassel

1997 | Teilnahme an der documenta X in Kassel

2004 | Verleihung des Max-Beckmann-Preises der Stadt Frankfurt

2013 | Auszeichnung mit dem Goldenen Löwen der Biennale Venedig für ihr Lebenswerk

2014 | Maria Lassnig stirbt am 6. Mai; sie gilt heute als eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und – gemeinsam mit Arnulf Rainer – als Begründerin der informellen Malerei in Österreich

MMK PASSAU | BRÄUGASSE 17

27. APRIL BIS 14. JULI 2024

DI – SO | 10 – 18 UHR

VERNISSAGE: FR | 26. APRIL |19 UHR

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BEGLEITPROGRAMM

After Work Führung:
MI | 5. JUNI 2024 | 18 UHR

Yoga & Kunstgenuss:
FR | 14. JUNI 2024 | 18 UHR
FR | 21. JUNI 2024 | 18 UHR

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