Große Sommerausstellung auf Burg Ranfels

Am alten Schulhaus in Ranfels strampelt ein Engel auf einem Hometrainer und im Türeingang findet man die neuen Bewohner auf Zeit, Mitglieder der imperialen Ehrengarde und der Clone Troopers aus der STAR WARS-Saga, die aus einer fernen Galaxie angereist sind. Es sind Bilder von Klaus Pichler.

In seiner Serie „Just the two of us“ zeigt uns der Wiener Fotokünstler Menschen, die sich kunstvoll verkleiden und damit aus ihrem realen Leben verschwinden und in ein Alter Ego schlüpfen. Teddy-Bär, Ritter oder Echse – es gibt Gründe, warum der jeweilige Protagonist diese Maske gewählt hat. Und obwohl sich diese Menschen hinter ihren Kostümen zu verstecken scheinen, gelingt es Pichler dennoch, etwas über sie zu offenbaren. Der Künstler, der mit dieser Fotoserie international Aufsehen erregte, inszeniert 32 Personen ganz privat in ihrem Zuhause. Umso mehr mutet der Blick in die „Peepshow“, die am Fenster installiert ist, voyeuristisch an.   

Aus der kleinen Scheune auf dem Weg zur Burg dringt verlockende Musik und pinkes Licht. Hier ist die Video-Arbeit „Tell me you love me“ der US-Amerikanerin Tracey Snelling zu sehen, die in Japan in einem sogenannten Love-Hotel entstanden ist. Dieses Werk der Künstlerin, die auch mit monumentalen und multimedialen Skulpturen und mit dem Motiv von Rollenspielen arbeitet und gerade auf der Biennale in Venedig ausstellt, bezieht sich auf ihre „Livesize Rooms“, eine Werkgruppe mit lebensgroßen, wie Bühnenbilder anmutenden Installationen. Auch hier wird dem Betrachter ein voyeuristischer Blick in eine andere Welt erlaubt, in der die „Bewohner“ der von der Künstlerin geschaffenen Räume in einer Live-Performance von ihren geheimen Wünschen, von Einsamkeit und Angst, aber auch von Leidenschaft und bedingungsloser Liebe erzählen. 

Die Wunderkammer von Burg Ranfels haben die belgische Künstlerin Julie de Kezel und ihr Landsmann Glenn de Cock in ein mystisches Paralleluniversum aus märchenhaften Elfen, Fantasy-Figuren und surrealen Naturerscheinungen verwandelt. Was spielerisch wirkt, hat ein klares Konzept, denn die Karl & Faber-Preisträgerin De Kezel überlässt in ihrer Arbeit nichts dem Zufall. Vor dem kreativen Prozess sammelt und studiert sie mittelalterliche wissenschaftliche Schriften, die ihre Werke beeinflussen und sogar selbst Bestandteil ihrer Kunst werden. Zaubertränke neben hochauflösenden Videos und 3D-Drucken in Perfektion überraschen mit einem ganz eigenen Blick auf die Welt.  

Auch Glenn de Cock arbeitet mit unterschiedlichsten Materialien und Medien. Seine Welt ist von surrealen Figuren und mythischen Zeichen aus einer scheinbar zeit-, raum- und hierarchielosen Sphäre bevölkert. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion scheinen zu verschwimmen. 

Bei genauer Betrachtung schwebt auch die Arbeit „Arrows“ von Maximilian Prüfer zwischen den Welten. In einem beinahe klinisch steril wirkenden Display sind fünf Hightech-Pfeile fixiert. Auf den fünf Pfeilen aus ultraleichtem Carbon stecken neolithische Pfeilspitzen aus Feuerstein. Durch die Verbindung von hochmodernem Material mit archäologischen Pfeilspitzen überwindet Prüfer ebenfalls Zeit und Raum. Die Arbeit erscheint so wie ein Zeitstrahl und eine Reflexion über die Entwicklung der Menschheit in den letzten 10.000 Jahren. 

Mit „Red Ball 1“ zeigt Burg Ranfels eine der bekanntesten Arbeiten von Loretta Lux. Völlig entrückt blickt ein Mädchen auf einen roten Ball, der zwischen den Händen des Kindes zu schweben scheint. Ihre „imaginären Porträts“, wie die Künstlerin selbst ihre Fotografien nennt, 

gehören zu den faszinierendsten Interpretationen von Kindheit. Und auch die Kindheit ist eine Welt zwischen den Welten