
Ihre größte Sorge gilt sicher der angespannten Haushaltslage, nicht nur des Landkreises. Wie gehen Sie damit um?
Es ist richtig, letztlich sitzen alle, ob Landkreis oder Gemeinden, in einem Boot. Die aktuelle angespannte Situation hat ihre Ursache in erster Linie in der völlig ungenügenden um nicht zu sagen katastrophalen Finanzierung der stationären medizinischen Versorgung durch den Bund. Konkret wird hier den kleineren Krankenhäusern auf dem Land die Luft abgedreht. Wir sind gezwungen zu reagieren und das heißt finanziell einzuspringen. Das heißt für den Landkreis: Eisern sparen, Rücklagen aufbrauchen, neue Kredite aufnehmen und die Gemeinden über die Kreisumlage stärker belasten. Mir ist es wichtig, dass die Lasten dabei gerecht verteilt sind.
WEITERHIN INVESTIEREN
In Zeiten des Sparens kann Politik nicht viel bewegen, was wollen Sie dennoch nicht auf die lange Bank schieben?
Es ist sicher richtig, dass fürs Gestalten ganz oft das Geld wesentlich ist. Ich möchte es aber nicht darauf reduzieren. Politik besteht nicht nur daraus, Geld auszugeben. Aber wenn wir jetzt nur auf die finanzielle Seite schauen, wird deutlich: Wir schaffen es bei aller Sparsamkeit auch weiterhin zu investieren. Das ist als Signal an unsere Wirtschaft wichtig. Die kommunale Familie ist ein bedeutender Auftraggeber. Und natürlich gibt es Investitionen, die lassen sich nicht aufschieben. Das ist die marode Brücke ebenso zu nennen wie viele Themen im sozialen Bereich.
Besonders die Kultur leidet oft unter Finanznot, schon in besseren Zeiten. Werden Sie hier auch den Rotstift ansetzen und wenn ja, wo?
Wenn gespart wird, muss das überall geschehen. Das gebietet die Fairness. Da wir aber im Landkreis Passau die Kulturförderung traditionell nicht als Luxus, sondern als wesentlichen Faktor für Lebens- und Standortqualität begreifen, wird es hier ganz sicher keine Sonderopfer geben. Kulturarbeit ist Arbeit für die Menschen, das bleibt so.
Wollen wir nicht nur vom Sparen und negativen Dingen reden. Was bewegt Sie persönlich in positiver Hinsicht in dieser Zeit?
Oh ja, es ist richtig, gerade jetzt auch über Gutes und Positives zu reden. Zum Beispiel darüber, dass jetzt ein Markus Lübertz, der wohl bekannteste deutsche Künstler unserer Zeit, in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg ausstellt. Oder dass wir gemeinsam mit unseren Nachbarlandkreisen und der Stadt Passau mit unserem Projekt zur Rettung der Flussperlmuschel europaweit ausgezeichnet wurden.
LEUCHTTURM GEMEINSAMES MARKETING
Landkreis und Stadt Passau haben viele Gemeinsamkeiten und Projekte. Was sticht für Sie da hervor?
Ein Ranking gibt es da eigentlich nicht. Vieles hat ja nicht gleich den Status eines Projektes. Da sind ja auch die kurzen Gespräche oder Telefonate, um sich abzustimmen, einen Termin abzuklären oder ähnliches. Die ganz normale Zusammenarbeit unter Nachbarn eben. Aber wenn Sie mich jetzt nach einem Projekt fragen: Unser gemeinsames Regionalmarketing ist sicher ein Leuchtturm und bündelt Kräfte.
OPTIMISMUS IST ANGEBRACHT
Die wirtschaftliche Entwicklung der Region war in den letzten Jahren ja durchaus positiv. Wie schätzen Sie die Entwicklung für die Zukunft ein? Wo ist Ihre Glaskugel?
Gerade die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, wie schnell äußere Einflüsse die Vorzeichen gleichsam über Nacht ändern können. Wer hätte gedacht, dass ein Angriffskrieg Europa erschüttert? Also sollte jeder mit Prognosen vorsichtig sein. Ich jedenfalls bin es. Allerdings muss man kein Prophet sein, um festzustellen: Die vielfältige Wirtschaftsstruktur im Landkreis Passau hat sich als stabil und belastbar erwiesen und darum ist Optimismus für die Zukunft in jedem Fall angebracht.
Wir haben Ihnen die Innside-Fluss frage ja schon öfter gestellt. Hier mal eine Variante: An welchem Fluss würden Sie gern Urlaub machen?
Ich liebe grundsätzlich das Wasser. Das gilt auch für meine Familie. Wir sind gerne an Flüssen, Seen oder am Meer. Einen Favoriten gibt es da nicht – außer Donau, Inn und Ilz natürlich.