INNSIDE INNTERVIEW | Limpe Fuchs

Die Klangwahrnehmung verändern!

PASSAU | 11. MAI 2023

Limpe Fuchs hat die Improvisationsmusik der vergangenen Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt.

Anfang der 1970er Jahre begann sie mit ihrem Mann Paul Fuchs eigene Instrumente aus Holz, Metall oder Stein zu entwickeln. Gemeinsam gründeten sie 1969 das Duo Anima Musica, das sich in der deutschen Musikszene schnell einen Namen machte. Von 1972 bis 1978 bildete sie mit ihrem Mann und Friedrich Gulda das Trio Anima.

Als Solistin spielt Limpe Fuchs bis heute Konzerte von Bari bis Bristol, meist reist sie dabei allein mit ihrem alten Opel und den Instrumenten hinten drin durch die Lande. Geprägt ist Limpe Fuchs von der Idee, dass jeder ein Musiker sein kann, alles kann zu Klang werden.

Am 13. Mai ist die nunmehr 83-jährige Pionierin der experimentellen Musik und Klangforscherin zu Gast beim 1. Noise & Arts Festival in Passau im Kulturmodell.

Wir hatten Gelegenheit zu einem kurzen Innterview mit ihr.


Die Fragen stellte Gerd Jakobi
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Du verstehst dich als Klangkünstlerin, was verstehst du darunter? Was erwartet die Zuhörer bei einer deiner Performances?

Mein eigentlicher Beruf ist „Komponistin akustischer und visueller Ereignisse“. Das verlangt vom Publikum eine große Aufmerksamkeit. Obwohl ich meine Instrumente gut kenne und trainiere, bin ich bei jedem Konzert bereit mich von ihnen oder meinem Zugriff überraschen zu lassen, das passiert auch besonders, wenn der KORG LM 20 dabei ist.

 Was treibt dich an, auch mit über 80 Jahren noch durch Europa zu ziehen und experimentelle Klänge zu verbreiten?

Ich lebe für die Musik und mit Musik – Klängen und Geräuschen. Ich freue mich, wenn nach meinem Konzert sich die Wahrnehmung verändert hat - eine Hörsensibilisierung auch im Alltag. Mich interessieren die Hörsensibilisierung und das Ereignishafte an der Musik. Nicht die Wiederholung reizt mich, sondern die Entwicklung. Wenn Besucher nach dem Konzert rausgehen und auf einmal wahrnehmen, was für ein Geräusch die Autotür macht, dann war der Auftritt für mich erfolgreich.

Was ist für dich so spannend an der Musik?

Musik spielen und hören ist Suche und Neufindung und Neuerfindung. Wenn ich irgendwann keine Musik mehr machen kann, dann will ich auch nicht mehr sein. Als Kind bin ich Heiligabend oft hinausgegangen und habe mir die Stille angehört. Jetzt gibt es das nicht mehr, irgendwo fährt immer jemand mit dem Auto herum. Stille finde ich auch interessant.

Auch dir möchte ich natürlich die INNSIDE-Flussfrage stellen: Gibt es einen Fluss in deinem Leben, mit dem du dich besonders identifizieren kannst?

Ich liebe das Wasser und seine Geräusche in jeder Form, aber identifizieren würde ich mich am liebsten mit „Meer“, in das alle Flüsse hinstreben. Im Meer liegen und singen.