
„Gespräche mit Betroffenen können die erhaltenen Archivalien ergänzen und neue Perspektiven aufzeigen“, sagt Prof. Dr. Marc von Knorring. Ziel sei es, ein möglichst umfangreiches Bild der Fälle sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche im kirchlichen Raum, in den Pfarreien und Einrichtungen des Bistums Passau seit Kriegsende zu erarbeiten. Die „Interviews“ könnten besonders bei der Klärung von Fällen helfen, deren Aktenlage Lücken aufweist, wie einige bereits geführte Gespräche bestätigt hätten.
„Der Kontakt zu Betroffenen ist deshalb für die Forschung entscheidend. Sie ergänzen durch ihre Mitwirkung an der Studie aber nicht nur die schriftliche Überlieferung, sondern sollen auch eine Stimme erhalten“, so von Knorring. Jede noch so geringfügig erscheinende Information ist dabei für die Forschenden wertvoll. Es handelt sich bei den „Interviews“ um Gespräche auf Augenhöhe, in denen stets die Betroffenen bestimmen, über welche Aspekte ihrer Erlebnisse und Erfahrungen sie berichten möchten und über welche nicht, und Nachfragen jederzeit ohne Begründung abgelehnt werden können.
Bei der Vereinbarung von Zeit und Ort der Gespräche versuchen die Forschenden, so weit wie möglich auf die Vorstellungen der Interessenten einzugehen. Kosten für die An- und Abreise nach Passau werden auf Wunsch erstattet. Das Projektteam ist aber auch gerne bereit, sich mit Betroffenen an einem anderen Ort zu treffen oder das „Interview“ telefonisch zu führen.
Die Forschenden versichern, dass alle relevanten Informationen in ihre Studie einfließen. Sie garantieren außerdem, dass die veröffentlichten Ergebnisse keinerlei direkte oder indirekte Rückschlüsse auf die Identität ihrer Gesprächspartnerinnen und -partner zulassen werden. Aus rechtlichen Gründen ist es notwendig, dass vor dem „Interview“ eine Datenschutzerklärung ausgefüllt und unterschrieben wird, auf die jedoch ebenfalls niemand außer dem Forschungsteam Zugriff hat. In jeder Phase der Untersuchung sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vollkommen unabhängig, auch das Bistum Passau kann keinen Einfluss auf ihre Arbeit nehmen und erfährt keine Namen.
Außer Betroffenen werden auch Zeitzeugen gesucht, die bereit sind, ihre Wahrnehmung relevanter Vorkommnisse zu schildern. Darüber hinaus sind die Forschenden an rechtmäßig in Privatbesitz befindlichen Briefen, Tagebüchern oder schriftlich abgefassten Erinnerungen von inzwischen verstorbenen Betroffenen interessiert und wären für eine leihweise Überlassung solcher und ähnlicher Dokumente dankbar.
Für Rückfragen oder zur Vereinbarung von Gesprächsterminen ist Frau Anna Matschl M.A. montags, dienstags und donnerstags von 16 bis 17 Uhr sowie mittwochs von 16 bis 20 Uhr unter 0851/509-5452 erreichbar. Anfragen können gerne auch per E-Mail gestellt werden: marc.vonknorring@uni-passau.de oder anna.matschl@uni-passau.de.
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