Weigl schlägt bei Abriss der Schanzlbrücke eine Maxbrücke 2.0 vor

„Die Angerer“ und Stadtrat Weigl befürchten riesige Umwege über die Racklau zur Innenstadt für Tausende

PASSAU | 12. MAI 2023

Wenn die marode Schanzlbrücke abgerissen werden muss, worauf vieles hindeutet, und zur Racklau verlegt wird, dann sind womöglich hunderte Menschen jenseits der Donau am Eggendobl, auf der Ries und am Anger von der Stadt abgeschnitten! Aber auch tausende Pendler von der B12 und B388 müssten sich auf einen erheblich längeren Weg in die Innenstadt einrichten. „Das ist im Stadtrat in der bisherigen Diskussion über die verschiedenen Brückenstandorte überhaupt noch nicht zur Sprache gekommen“, sagt der fraktionsfreie Stadtrat Matthias Weigl.

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Die Angerer Max Moosbauer, Eugen Kirch und Stadtrat Matthias Weigl mit Fotos der 1972 abgerissenen Maxbrücke, welche über 150 Jahre den Anger mit dem Neumarkt auf Höhe Wittgasse verband. | Bild: privat

„Das bedeutet dann, dass wir am Anger wieder auf Autos und öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind und einen riesigen Umweg von gut fünf Kilometern über die Racklau in die Innenstadt in Kauf nehmen müssen“, gibt Angerer-Sprecher Max Moosbauer zu bedenken. Denn bisher seien Universität und Altstadt fußläufig oder mit Fahrrad gut zu erreichen. Das ist vor allem für den Anger von großer Bedeutung, weil die gut 700 Bewohner dort überwiegend Studenten sind.

Um die Anbindung über die Donau sicher zu stellen, hat Stadtrat Matthias Weigl nun einen Vorschlag – eine Maxbrücke 2.0! Die 150 Jahre alte Maxbrücke verband den Stadtteil Anger auf Höhe Wittgasse mit dem Neumarkt. Sie musste der damals hoch umstrittenen Schanzlbrücke („Betonmonster!“) weichen und machte so den flussseitigen Kahlschlag der historischen Gebäudezeile am Anger erst möglich.

Weigl führt aus: „Die Stadt musste damals bluten, die Narben davon sind bis heute im Stadtbild sichtbar. Mit dem Abriss der Schanzlbrücke und einem stadtbildverträglichen Neubau besteht die Chance, diese Fehler zu korrigieren.“ Dafür sollte die neue Brücke in erster Linie für den Fuß- und Radverkehr sowie für den Busverkehr, im Bedarfsfall aber auch für Rettungskräfte konzipiert werden: „Wenn der motorisierte Individualverkehr künftig auf Höhe Racklau über die Donau rollt, dann braucht es diese neue Brücke im Bereich des Schanzl. So haben die umweltfreundlichen Verkehrsmittel einen Zeitvorteil und gewinnen an Attraktivität im Vergleich zum Auto. Das würde sich auch gut in das Konzept der Umsteigezentren einfügen. Auch für die direkte Anbindung des Stadtteils Hacklberg an die Innenstadt sowie für den Freudenhainer Schulverkehr wäre eine Maxbrücke 2.0 von Vorteil.“ Von der Größendimension sollte sich diese deutlich mehr an der ehemaligen Maxbrücke orientieren, keinesfalls aber ein neues Betonmonster werden, bekräftigt Weigl.

Da bislang eher eine Sanierung der Schanzlbrücke im Gespräch war, hatten sich die Angerer vor allem über das zu erwartende noch mehr Verkehrschaos, Lärm und Schadstoffe vor ihren Haustüren Gedanken gemacht. Und diese Zahlen sagen viel darüber, worum es da geht: Viermal mehr Fahrzeuge als beim Bau zur Belastung berechnet, mindestens 36.000, rollen heute täglich über die 53 Jahre alte Brücke. Vor allem der Schwerlastverkehr über die B12 macht der Brücke seit Jahren schwer zu schaffen.

Gemeinsam mit der überwiegenden Stadtratsmehrheit forderten die Angerer deshalb von der zuständigen Staatsregierung immer wieder ein Durchfahrtsverbot für den Transitverkehr durch die Stadt. Vergebens. Auch eine Landtagspedition vor drei Jahren dazu wurde abgeschmettert. Moosbauer: „Die enorme Belastung der Schanzlbrücke durch den Schwerlastverkehr wurde vom Verkehrsministerium zu keinem Zeitpunkt bedacht. Nun droht mit dem Totalabriss die Quittung dafür! Die SPD-Fraktion jedenfalls hat kürzlich schon mal die Reißleine gezogen – ihr Antrag für einen Brückenneubau im Bereich Winterhafen, bedeutet wohl, dass die Schanzlbrücke nicht mehr zu retten ist.“

Zuvor hatten die Stadträte Scheuer und Weidenthaler bereits in der Racklau eine „Donaustadt“ ins Gespräch gebracht. Der Winterhafen als „Filetstück mitten in unserer Stadt“ sollte zum städtebaulichen Wettbewerb ausgeschrieben werden.

Weigl findet: „Jetzt muss ein städteplanerisches Gesamtkonzept diskutiert werden, das sich nicht nur auf eine neue Brücke und die Quartiersplanung im Bereich Winterhafen beschränken darf.“ Sollte es tatsächlich zu einem Abriss der Schanzlbrücke kommen, so wäre auch fraglich, ob die massiven Rampen ebenfalls weichen werden. „Das würde auf beiden Uferseiten viel neues Entwicklungspotential mit sich bringen, das frühzeitig mitbedacht werden sollte“, so Weigl, der jedoch auch zu Bedenken gibt: „Man kann nur hoffen, dass die Bausünden der 60er und 70er-Jahre nicht wiederholt werden und am Ende nicht ein fünfstöckiges XXL-Parkhaus die immerhin rund einen halben Kilometer lange Uferlinie ziert, die durch einen Rückbau der Rampen zumindest teilweise frei werden würde. Egal was dort entsteht, sollte das Stadtbild aufwerten und kein neuer städtebaulicher Schandfleck werden.“

Auch auf der linken Donauseite würde sich mit einem Rampen-Rückbau räumlich einiges ändern. Deshalb bringen die Angerer erneut ihr „Stadt-Tunnel-Konzept“ und Umsteigezentren in die Diskussion ein. Dazu Sprecher Max Moosbauer: „Ganz ohne Zweifel ist der Anger ein ebensolches Filetstück und bietet sich für eine in die Zukunft bedachte städteplanerische Option an:

  • als neues Stadtquartier mit einer vielfältigen Bebauung oberirdisch der Anger,
  • also eine großzügige Untertunnelung für den Verkehr von der Ilzstadt bis möglicherweise Höhe „Donaustadt“ Racklau.
  • eine Maxbrücke 2.0 zur schnellen Erreichbarkeit,
  • und Umsteigezentren an den Haupteinfallstraßen und von dort so genannte Fahrradachsen in die Innenstadt mit Mobilitätsstationen und Fahrradparkhaus am Bahnhof.

Das wäre endlich der große Wurf, auf den viele in Passau warten! Und mit diesen Maßnahmen könnten in unserer Stadt die riesigen Herausforderungen von Klimaschutz und deren Ziele sowie eine attraktive Weiterentwicklung für die Bürger der Stadt und der Region möglich werden“, ist sich Moosbauer sicher.

Für den Namen der neuen Brücke hat Weigl ebenfalls einen Vorschlag parat: „In einer alten Ausgabe der Heimatzeitung bin ich auf Leservorschläge gestoßen, als es um die Benennung der Schanzlbrücke ging.“ Einer der Vorschläge sei heute ebenso aktuell und passend wie damals, findet Weigl: „Europabrücke wäre ein passender Name für die Maxbrücke 2.0“. Auf der, da sind sich Moosbauer und Weigl einig, hätten dann anders als bisher die umweltfreundlichen Verkehrsmittel Vorfahrt und die Fußgänger könnten gemütlich und ohne Verkehrslärm vom Anger in die Altstadt spazieren.