Zukunft der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung gesichert

Zwei Frauen übernehmen Vorstand der Stiftung

PASSAU | 23. MÄRZ 2023

Stiftungen wirken über die Zeit der Stifter hinaus und haben ein langfristiges Ziel. 2006 entschlossen sich der Lyriker Reiner Kunze und seine Frau Dr. Elisabeth Kunze (geb. Mifková) zur Gründung einer
Stiftung, welche die „Geschichten hinter den Geschichten“ in Kunzes Poesie erkennbar machen soll. Die Gedichte des in Erlau bei Passau lebenden Schriftstellers sind kontextgebunden und wirken dennoch zeitlos in dem Bemühen, Diktaturen etwas Humanes entgegenzusetzen und sich gegenüber totalitären Systemen resistent zu zeigen.

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Dr. Elisabeth Kunze (2. v. l.) und Dr. h. c. Reiner Kunze (2. v. r.) mit Renate Braun (r.) und Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein (l.) | Foto: Rudolf Klaffenböck

Sowohl Reiner als auch Elisabeth Kunze haben die Drangsal verschiedener Diktaturen erlebt. Sie sind 1933 geboren er im Erzgebirge in Sachsen, sie in der Tschechoslowakei. Ihre Kindheit war geprägt durch die NS-Diktatur und den Zweiten Weltkrieg, das Wirken als Schriftsteller bzw. als Ärztin fand lange Jahre unter kommunistischer Herrschaft statt. Bis zur erzwungenen Ausreise aus der DDR 1977 erlebten die Kunzes Überwachung und Schikanen des Machtapparats des SED-Regimes. Aus Leidenschaft für die Freiheit möchten sie künftigen Generationen verdeutlichen, welche Stärke Poesie und Kunst verleihen können, um Diktatoren die Stirn zu bieten.

Mit seinem Vers „wir haben immer eine wahl, /und sei’s, uns denen nicht zu beugen, /die sie uns nahmen“ spricht Reiner Kunze Mut zu, Unfreiheit zu erkennen und dagegen aufzustehen. Hierzu soll die Stiftung in dem Wohnhaus der Kunzes künftig zeitgeschichtlich belangvolle Materialien ausstellen und Forschungen wider den Totalitarismus ermöglichen.

Als weiteren Schritt in diese Zukunft haben Dr. Reiner Kunze und seine Frau Dr. Elisabeth Kunze den Vorstand der Stiftung abgegeben. Ab dem 1. April 2023 werden Renate Braun und Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein die Geschicke der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung im Sinne der Stifter lenken. Bei dieser Gelegenheit dankten die Stifter auch ihrem Enkel Felix Wintsch, der in den letzten zweieinhalb Jahren gemeinsam mit seiner Großmutter den Stiftungsvorstand bildete. Künftig kümmert sich Renate Braun als ehemalige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Passau um die Finanzen und Stiftungsfragen. Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Passau, ist mit inhaltlichen Fragen betraut. Sie hat sich in ihrer Forschung bereits intensiv mit dem Thema Widerstand in Diktaturen befasst und die Erschließung des Stiftungsarchivs von Seiten der Universität verantwortlich mitbetreut. Aktuell arbeitet sie zu Kunzes engen Verbindungen zu tschechischen Dichtern und Dissidenten. Dem neuen Stiftungsvorstand steht der Stiftungsrat zur Seite, der die Interessen der Stiftung bereits seit vielen Jahren tatkräftig unterstützt. Ihm gehören Dionys Asenkerschbaumer, Niels Beintker, Renate Braun, Hanns Dorfner, Dr. Heiner Feldkamp, Dr. Winfried Helm und als familiäres Bindeglied der Enkel der Stifter, Felix Wintsch an.