INNSIDE Innterview | Christian Springer

"DAS HINTERGRÜNDIGE TUT MEHR WEH!"

PASSAU | 3. FEBRUAR 2023

Wer teilt die Welt eigentlich morgens immer ein in: wichtig und nicht wichtig? Das fragt sich der Kabarettist Christian Springer, vielen bekannt vom BR-"Schlachthof", in seinem neuen Programm. Speziell für Passau entwickelte Themen werden die Zuhörer beim „neuen“ Starkbierfest der Brauereien Hacklberg und Innstadt zu hören bekommen. Da tritt der gebürtige Münchner am 4. März nämlich auf. Wir hatten Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem Kabarettisten.


Die Fragen stellte Gerd Jakobi | Foto: Sina Maria Schweikle
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Du bist heuer beim Passauer Starbierfest in Kohlbruck, dem Passauer Nockherberg, zu sehen. Was kann das Publikum von dir erwarten? Spielst du dein Programm oder werden wir einen speziell auf dieses Fest zugeschnittenen Vortrag erleben?

Beides, glaub ich. Weil ich mein Programm sowieso immer sehr nah am Zeitgeschehen ausrichte.

Ein Starkbierfest ist ja immer auch ein „Politikerderblecken“. Du bist aber eher ein politischer Kabarettist, der eine feine Klinge führt; oder kannst du auch grob mit dem Säbel draufhauen?

Das kann ich schon auch. Aber das Hintergründige ist schon das Schönere. Es tut mehr weh.

Politischer Aschermittwoch ist blass geworden!

Es ist immer reizvoll für einen bayerischen Kabarettisten, in Passau aufzutreten. Noch dazu, wenn man in zeitlicher und räumlicher Nähe zum Aschermittwoch dort ist. Wirst du die Steilvorlagen aus der Dreiländerhalle nutzen?

Wenn es die gibt, ja. Aber der Aschermittwoch ist ja sehr blass geworden. Man muss schon ein kabarettistisches Trüffelschwein sein, damit man brauchbares findet. Aber jetzt ist Wahljahr und da steigen manche der Damen und Herren schon ein in die Welt der Unrichtigkeiten und Beleidigungen, aber leider halt sehr humorlos.

Gruselkabinett aus Faschisten und Weltverschwörern

Du bist ja nicht nur auf den Bühnen unterwegs, sondern engagierst dich auch im ganz normalen Leben sehr stark, vor allem wenn es um die Nazivergangenheit und den Rechtsextremismus geht. Wie schätzt du die Situation im Augenblick ein, vor allem nach dem Reichsbürger-Putschversuch?

Ich brauch gar keine Reichsbürger. Mir genügt schon der Blick in mein Email-Postfach. Das ist ein Gruselkabinett von Faschisten und Weltverschwörern, Antisemiten und beleidigten Leberwürsten. Wenn sich Dummheit mit Unwissenheit verbündet, dann geht’s hoch her. Aber wir demokratisch gesinnten Normalwähler werden immer die Mehrheit sein.

Dein neustes Buch setzt sich mit dem Ukrainekrieg auseinander und mit der Person Waldimir Putin. Was kannst du uns dazu sagen?

Mein Buch ist eine Solidaritätserklärung für die Ukraine. Erstaunlich ist, wie viele Leute immer noch glauben, man könne verhandeln. Ich kenne Putins Morde aus Syrien. Seine Bomber haben unsere Hilfslieferungen bombardiert, Kinder und Frauen gezielt getötet. Die russische Führungsriege sind Kriegsverbrecher. Wir müssen eingreifen und die Ukrainer vor dieser Bande schützen, und letztlich auch das russische Volk.

Zum Schluss möchten wir auch dir die INNSIDE-Frage stellen: Gibt es in deinem Leben einen Fluss mit dem du dich identifizieren kannst?

In Stadt-Land-Fluss war ich ausgerechnet bei Flüssen immer schlecht. Am Emajögi in Estland ist mein Opa im Krieg umgekommen und vermisst. Das ist wohl der persönlichste Bezug zu einem Fluss. Aber die Isar passt auch!

WIR DANKEN DIR FÜR DAS GESPRÄCH!