INNSIDE Innterview Dr. Stefan Braitinger

Keine Therapie ohne Diagnose - 30 Jahre RADIO-LOG

PASSAU | 26. NOVEMBER 2021

Der Name RADIO-LOG ist wohl jedem in der Region und weit darüber hinaus ein Begriff. Er steht mittlerweile nicht mehr nur für die Dienstleistung MRT oder CT, also bildgebende diagnostische Verfahren, sondern für Medizinische Versorgungszentren (MVZ) schlechthin. Vor dreißig Jahren hat Dr. Stefan Braitinger zusammen mit Kollegen diese mittlerweile aus der medizinischen Versorgung ganzer Regionen nicht mehr wegzudenkende Institution gegründet. Wir hatten Gelegenheit mit ihm über die Firmengründung und -philosophie sowie das einzigartige Konzept von RADIO-LOG zu sprechen.

DIE FRAGEN STELLTE GERD JAKOBI | FOTOS: CLAUDIA SALLER
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Sie können heuer das 30. Firmenjubiläum feiern. Was ist die wichtigste Ursache für den doch großen Erfolg Ihres Unternehmens und wie wird gefeiert?

Im Mittelpunkt des Erfolges stehen fähige Ärzte und Mitarbeiter sowie eine stringente Organisation, die sich um die Belange der Patienten, zuweisenden Ärzte und kooperierenden Krankenhäuser nachhaltig kümmert. Über die Jahre hinweg schenkten uns immer mehr Menschen ihr Vertrauen.

Nach Feiern ist uns allerdings im Moment aufgrund der Pandemie nur bedingt zumute. Unser ganzes Zusammenleben im Unternehmen ist von Wechselschichten, Home Office und strikten Corona-Regeln geprägt. Wir hoffen sehr im kommenden Frühjahr endlich in einer großen Feier alle miteinander wieder zusammen zu kommen und ausgelassen zu feiern.

 Wo steht die RADIO-LOG-Kette heute und wohin wollen Sie sich weiterentwickeln?

Heute sind wir an 16 Standorten mit MVZ in ganz Bayern vertreten. Unsere MVZ werden künftig noch mehr bedarfsgerechte unterschiedliche Fachrichtungen aufbauen, um den gesamten Lebensweg der Patienten begleiten zu können. Die Radiologie und Strahlenmedizin bleiben dabei Fundamente des Versprechens „keine Therapie ohne Diagnose“. Wir glauben an die Zukunft der kassenärztlichen niedergelassenen Medizin und bieten jedem, der mit uns kooperieren möchte, unsere Hand um eine gemeinsame Zukunft zu gestalten. Digitalisierung und Patienten-Empowerment sind für uns keine Phrasen, sondern Schritte, um diese Zukunft nachhaltiger zu erreichen. Wir wollen auch künftig mit allen Krankenhäusern gemeinsame Versorgungswege gehen und Lösungen entwickeln.

ZUFRIEDENHEIT DER MENSCHEN STEHT IM MITTELPUNKT 

Was ist das Besondere am Unternehmen RADIO-LOG? Welches Konzept steckt hinter dem Unternehmen mit mittlerweile 16 Standorten?

Das Besondere an RADIO-LOG sind die Menschen, die die Arbeit gestalten und den Patienten begegnen sowie das stete Mühen, rasch und zuverlässig zu versorgen und dabei, so gut es nur geht, die Zufriedenheit der uns anvertrauten Menschen und kooperierenden Ärzte in den Mittelpunkt zu stellen. Das ist das Rezept, warum wir in der Vertragsarztmedizin gebraucht werden. Darüber hinaus haben wir uns von Anfang an mit den Krankenhäusern in den Regionen verständigt, was ein gemeinsames Interesse ist und dafür Lösungen entwickelt. So ist RADIO-LOG heute in und an Krankenhäusern tätig und versorgt dadurch mehr als 3500 Krankenhaus-Betten mit.

ALS GESUNDHEITSVERSORGER AUCH EIN KULTURVERSTÄRKER 

Sie sind als sehr aktiver Sponsor von etlichen Kulturveranstaltungen bekannt. Was ist da Ihr Beweggrund?

Weil Freude und das seelische Gleichgewicht eine große Rolle für Gesundheit und Genesung spielen ist RADIO-LOG als regionaler medizinischer Gesundheitsversorger auch Kulturverstärker. Wir sehen Kultur als Treiber eines ganzheitlichen medizinischen Ansatzes und ärztlichen Handelns. Deshalb unterstützen wir kulturelle Veranstaltungen, zum Beispiel das Jazzfest Passau, die Europäischen Wochen und vor kurzem die Ausstellung Kommunikation im Kulturmodell. In den vergangenen Jahren haben wir ja auch selbst regelmäßig große Feste und Charity-Events veranstaltet - wie das Fest für alle Sinne oder Bright Lights in der Redoute im Jahr 2019.

DER WILLE ZU LERNEN, ZU ENTWICKELN UND AN DEN AUFGABEN ZU WACHSEN 

Hätten Sie sich in den 90ern vorstellen können, dass sich Ihr Unternehmen so erfolgreich entwickelt und hat die Pandemie diese Entwicklung beeinträchtigt?

Retrospektiv erscheint alles folgerichtig wie es sich entwickelt hat. Prospektiv bestand von Anfang an der Wille zu lernen, zu entwickeln, entlang von Aufgaben zu wachsen. Mit den Jahren wurde daraus ein handfester Strategieplan der den Ablauf und Aufbau unserer Organisation präzise vorsah und vorsieht. Durch alle Krisen der Gesundheitsversorgung hindurch haben wir stets mit unserer Patienten- und Überweiserzuwendung versucht, die ärztlichen und kaufmännischen Aspekte unserer Arbeit in eine dienende, maßstäbliche Balance zu bringen. Tausende COVID-19 Patienten haben wir so untersucht, versorgt und in unseren Praxen betreut. Geduldig, professionell und sicher. Das ist uns wichtig, in jeder Hinsicht.

IN ZUKUNFT MEHR ZEIT FÜR MUSE UND FAMILIE 

Wie geht es dem Menschen Stefan Braitinger, wenn er auf sein Lebenswerk zurückblickt und was hat er weiterhin vor?

Es ist der übliche Weg. Man organisiert die Nachfolge, steht mit Rat und Tat noch eine Weile zur Verfügung und dreht dann ab. So muss es sein, denn viele fähige Ärzte und Mitarbeiter führen das Unternehmen schon längst mit. Meine persönlichen Leidenschaften sind bekannt. Ich fotografiere gerne und möchte mich hierbei noch herausfordern. 2 A´s sind da das Thema: Ausbildung und Ausstellung. Dazu kommt als Musiker die Zusammenarbeit mit anderen, live und produzierend. Hier gibt es in meinem Leben eine sehr lange Linie, die es gelten wird, zu intensivieren. Last, not least steht meine Familie im Mittelpunkt, da waren in den letzten 40 Jahren viele Kompromisse nötig.

Gibt es eine bemerkenswerte Episode in der Geschichte des Unternehmens, die Ihnen sofort einfällt?

Unternehmensmeilensteine mit Wendepunkten im Denken, im Verständnis was getan und nicht getan werden kann, sind sicherlich die Beendigung der Modell III Kooperation mit dem Klinikum im Jahr 2000, der Kauf der Liegenschaft am Schießstattweg, die erste eigene Strahlentherapie sowie die Integration von Hausarztmedizin, Frauen- und Kinderheilkunde, der Schritt raus aus Stadt und Landkreis Passau.

Für mich persönlich war der Moment prägend, als mir 2000, nach Beendigung der Kooperation durch das Klinikum, gesagt wurde, es sei ein großer Fehler in Konkurrenz zu gehen. Ich wusste sofort, dass es nicht um Fehler, sondern um eine erfolgreiche Verwirklichung von Selbstständigkeit gehen muss.  Aber das ist ein Cold Case, Schnee von vorgestern. Heute sind wir froh und dankbar um die vertrauensvolle Kooperation mit dem stolzen Flaggschiff überregionaler Gesundheitsversorgung.

FAKENEWS - RUHIG BLEIBEN, DAS GESPRÄCH SUCHEN 

Medizin und Wissenschaft im Allgemeinen sind, nicht nur pandemiebedingt, zu einem bestimmenden Faktor in der Politik geworden. Auf der anderen Seite ist die Verwirrung um die Richtigkeit von wissenschaftlichen Erkenntnissen groß.  Die Vielzahl der Fakenews, gerade in den sozialen Medien, sorgt für große Unsicherheit. Was kann man Ihrer Meinung nach dagegen tun?

Das ist ein hartes Brot, jedoch für mich kein Rätsel. In meiner Wahrnehmung ist der Ausgangspunkt ein überbordendes Informationsangebot (frag mal Google), eine latente Grundsicherungsangst (Zukunftsängste), eine völlige Übersteuerung des Ichs (Selbstermächtigung) und eine zunehmende Unbildung wissenschaftlichen Denkens (alternative Fakten).

Die Folge ist für den Einzelnen eine unangemessene Simplifizierung von Komplexität und der latente Argwohn vor einer unangemessenen Fremdbestimmung (Chemtrails….). Die Konsequenz daraus ist ein Normenverlust in den Paragraphen des gesellschaftlichen Zusammenlebens, das vor schweren Aufgaben steht. Dies wiegt umso schwerer, denn Fakt ist auch, dass die Schere zwischen arm und reich weiter aufgeht, Teilhabe zunehmend erschwert wird.

Was man dagegen tun kann? Ich für meinen Teil versuche im Gespräch zu bleiben, ruhig und geduldig zu sein.

Natürlich kommen auch Sie in den Genuss der INNSIDE -Flussfrage: Mit welchem Fluss können Sie sich am meisten identifizieren?

Das ist einfach. Mein Leben ist durch die Donau geprägt. Ich bin in der stolzen Stadt Ulm geboren, hab in Regenburg studiert und mein Glück in der wunderschönen Stadt Passau gefunden. Der Donauraum ist uralt, eine Wiege der europäischen Kultur, das fasziniert mich immer mehr.

Wir danken Ihnen für das Gespräch.


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