Nach vielen Anläufen und Plänen ist es nun endlich soweit. Passau beschäftigt sich mit seinem literarischen Jahrtausenderbe! Es ist dem Intendanten der Europäischen Wochen Carsten Gerhard zu verdanken, dass sich die Dreiflüssestadt nun mit dem Nibelungenlied, das ja vor ca. 800 Jahren in ihren Mauern aufgeschrieben wurde, künstlerisch auseinandersetzt.
Mit einer szenisch-musikalischen Lesung wagen sich die EW künstlerisch mit modernen Mitteln an diesen schwierigen, immer aktuellen, historisch belasteten aber eben auch hoch spannenden Stoff.
Die Tatsache, dass dieses literarische Welterbe in Passau zu „Papier“ gebracht wurde, ist kaum zu überschätzen. Es ist so etwas wie die Geburtsstunde der europäischen Literatur! Bischof Wolfger von Erlau sei Dank!
Leider haben wir daraus nicht gerade viel gemacht. Eine Halle und eine Straße danach benannt und eine Einkaufspassage. Eine echte Auseinandersetzung mit diesem enormen Erbe wurde bisher irgendwie verschlafen.
Wie wäre es mit einem „Literaturpreis der Stadt Passau“ oder einer „Nacht der Literatur“, die der Kunstnacht in nichts nachsteht? Vielleicht gestiftet vom heutigen Bischof?
Nun, der Anfang ist gemacht. Dankenswerter Weise nicht wagnerianisch, sondern modern und nah am Text. Man kann nur wünschen, dass mehr folgt. Andere Städte, wie Worms, haben verstanden, dass sich die Nibelungenstory weltweit vermarkten lässt.
Diese große Liebesgeschichte ist an Dramatik und Spannung kaum zu überbieten und jede Menge Gegenwartsbezug kommt noch dazu.
Eben die historische Auseinandersetzung mit dem Thema stünde unserer Stadt gut an. Der Missbrauch der Nibelungensaga durch die Nationalisten zeigt doch: Der wahre „Schatz der Nibelungen“ ist die Erkenntnis, dass die sprichwörtliche Nibelungentreue in den Untergang führt!
Das zu dokumentieren würde nicht nur zu Passau gut passen.
Jack Oby und die INNSIDER